Es herrscht große Verunsicherung an den Kapitalmärkten, und die Kurse nahezu aller Anlageklassen sind stark unter Druck geraten. Man kann auch von Panik sprechen. Insbesondere die Kurse stark gehypter Firmen mit vermeintlich „spannenden“ Geschäftsmodellen, die aber meist stark defizitär sind und den Beweis bisher schuldig geblieben sind, dass ihre Geschäftsmodelle nachhaltig tragen, sind dramatisch eingebrochen; teils 80% und mehr. Aber auch der Aktienmarkt im Allgemeinen hat deutlich nachgegeben. Der Unternehmerfonds und der Unternehmerfonds flex haben ebenfalls Federn lassen müssen. Um es klar zu sagen: Erfreut sind wir darüber nicht. Es muss uns als qualitätsorientierte Langfrist-Investoren aber auch nicht beunruhigen. Warum? Weil der langfristige Gewinntrend unserer Unternehmen intakt ist. Unsere Portfoliofirmen sind weiterhin erfolgreich, sie steigern ihren Unternehmenserfolg. Auch in der jetzigen Situation. Zwar nicht in jedem Monat oder jedem Quartal, aber dauerhaft steigt der Unternehmenserfolg.
Aktuell beherrschen viele negative makroökonomische Themen die Nachrichtenlage. Die Sorge vor höheren Zinsen und die damit verbundene Sorge vor geringeren Wachstumsraten sowie die Kriegsangst dominieren aktuell die Nachrichtenlage und das Anlegerverhalten mit entsprechenden Folgen für die Kursentwicklungen. Und ja natürlich, es gibt diese Probleme auch: Rigide Corona-Politik, z. B. in China, Ukraine- Krieg, höhere Inflationsraten und eine straffere Geldpolitik.
Es wird zu wenig produziert, es wird zu wenig transportiert: Wegen der Corona- Quarantänen z. B. und insbesondere in China, der Lieferkettenprobleme und der hohen Rohstoffpreise besteht weltweit ein Mangel beim Angebot physischer Güter. Die Nachfrage ist weitaus höher als das Angebot. Firmen setzen daher höhere Produktpreise durch, die sie zum Schutz der Margen auch wegen der höheren Bezugskosten von Vorprodukten benötigen. Die Folge: Höhere Inflationsraten.
Die Zentralbanken können das physische Güterangebot nicht erhöhen. Aber sie können mit Hilfe höherer Zinsen und der Bilanzkürzung (was wie Zinserhöhungen wirkt, weil dem Wirtschaftskreislauf Liquidität entzogen wird) die Nachfrage nach physischen Gütern senken. Höhere Zinsen senken die Kreditnachfrage und genauso wie die Bilanzkürzungen führt dies zu einer geringeren Nachfrage nach physischen Gütern. So kann Druck vom „Inflationskessel“ genommen werden, auch bis zu dem Punkt, bei dem das Angebot und die Nachfrage nach physischen Gütern sich wieder im Gleichgewicht befinden. Das ist zuerst einmal schmerzhaft, insbesondere für viele Volkswirtschaften und für hochverschuldete und zugleich chronisch margenschwache Firmen, die wieder zu größeren Produktivitätsfortschritten und einer höheren Effizienz gezwungen werden. Aber der eingeschlagene Weg der Zentralbanken ist gut und richtig. Verlorengegangene Glaubwürdigkeit muss zurückgewonnen werden. Es ist richtig, dass die Zentralbanken ihre monetäre Unterstützung zurückfahren und die hohe, überschüssige Geldmenge abbauen. Denn diese hat zu einer Schuldenorgie bei Staaten, Banken und Unternehmen geführt. Die Exzesse werden nicht nur bei den hohen Staats- und Unternehmensverschuldungen ersichtlich, sondern z. B. auch bei den viel zu hohen Bewertungen vieler Anlageklassen. Allen voran bei Staats- und Unternehmensanleihen, bei Kryptowährungen, Immobilien und auch bei defizitären und ebenso bei hochverschuldeten und zugleich schwachmargigen Firmen und deren Aktien. Die Zentralbanken können bei ihren Zinserhöhungen bzw. bei der Reduzierung der Geldmenge allerdings nicht brachial vorgehen, denn sie könnten ansonsten eine zu starke Senkung des Güterangebots bewirken (höhere Zinsen sind für Unternehmen mit hoher Verschuldung, derer es mittlerweile eine große Menge gibt, ein Problem), und sie könnten des Weiteren die Nachfrage zu sehr abwürgen, wenn der Pessimismus zu einer Nachfragezurückhaltung führt. Zumal die hohen Staatsverschuldungen wie ein Damokles-Schwert über den Zentralbanken hängen. Den Zentralbanken kommt daher eine große Verantwortung zu.
Die Leitzinserhöhungen werden das globale Wachstum vermutlich abschwächen. Ob dies zeitweise zu einer Rezession führt und wenn ja, ob in eine leichte oder eine schwerere, wird man sehen müssen. Sollte es zu einer Rezession kommen, dann vermutlich zu keiner schweren, da die Zentralbanken dann früher die Zinserhöhungen beenden werden.
Aber warum spielen die Überlegungen und Einschätzungen zu Inflation und Rezession für uns langfristig keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle? Warum braucht es uns nicht zu beunruhigen, wenn die Kurse auch unserer Portfoliofirmen zeitweise fallen?
Unser bisheriger und zukünftiger Anlageerfolg baut nicht darauf auf, die Inflationsentwicklung oder die makroökonomische Entwicklung prognostizieren zu können. Wir investieren in Unternehmen. In Firmen mit niedrigem Kapitalbedarf und beständig hohen Magen aufgrund hoher Skaleneffekte, die wegen ihrer Preissetzungsmacht (durch starke Marken, eine hohe Innovationskraft, Patente und eine überschaubare Wettbewerbsintensität) der Inflation trotzen können. Wir haben in unserem letzten und in unseren vorigen Investorenbriefen ausführlich darüber berichtet. Wir investieren in Unternehmen, die robuste Geschäftsmodelle besitzen und die dadurch auch in einer Rezession verlässlich gut verdienen. Unser Portfoliounternehmen Procter & Gamble z. B. wird auch in einer etwaigen Rezession unverändert seine Produkte zur Textil-, Haar-, Haut-, Baby- und Mundpflege sowie für den Haushalt und die Gesundheit verkaufen und damit weiterhin wachsen, wie auch in bisherigen, konjunkturell schwierigen Zeiten. Vielleicht nicht in jedem Monat oder jedem Quartal, aber langfristig schon. Procter & Gamble gelingt es, die Konsumenten in allen Konjunkturphasen von ihren Produkten zu überzeugen, auch wenn sie immer teurer werden, wie aktuell (Inflation – Preissetzungsmacht). Aber die Produkte scheinen weltweit wichtige Bedürfnisse des täglichen Bedarfs überlegen zu erfüllen, sie werden als nützlich gesehen. Firmen wie Procter & Gamble verdienen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr gut, sie verzinsen weiterhin das eingesetzte Kapital sehr hoch und sie investieren weiterhin in die generationenübergreifende Markenstärke und Innovationskraft.
Wir wissen auch nicht, wie sich die Kurse des Aktienmarktes im Allgemeinen und die unserer Portfoliounternehmen kurzfristig entwickeln werden. Wir weisen immer wieder daraufhin: Es kann misslingen, zu meinen, man spare sich weitere Kursrücksetzer, wenn man sich jetzt von seinen Qualitätsunternehmen trennt. Zumal man bedenken sollte, dass der (richtige) Wiedereinstieg auch gelingen muss. Für uns sind diese Überlegungen auch nicht von Belang. Wir wissen, dass Kursschwankungen für uns nichts Schlimmes bedeuten. Denn wir verlieren den langfristigen Haupttreiber des Unternehmenswertes, der langfristig den Aktienkurs bestimmt, nicht aus den Augen: Es ist der Unternehmensgewinn. Unsere Unternehmen erhöhen -bei gleichzeitig angemessenen, teils günstigen Bewertungen- ihre Gewinne langfristig zuverlässig und sie verdienen auch aktuell sehr gut! Dass nun die Kurse von hochverschuldeten und zu hoch bewerteten Firmen, die die Verlierer höherer Zinsen sind, abgestraft wurden, ist nachvollziehbar. Beides, hohe Verschuldung und eine zu hohe Bewertung in Verbindung mit einer Zinssensivität, gilt für unsere Firmen jedoch nicht (siehe Investorenbrief 02/22). Wenn Sie sich unter I. einmal die Geschäftsentwicklung von z. B. Alphabet und Apple sowie deren Bewertung anschauen, dürfte -auch wenn die nächsten Quartale gegebenenfalls vergleichsweise schwächer werden sollten- klar werden, dass die aktuelle Situation für langfristig und unternehmerisch denkende Investoren beachtliche Chancen bietet. Die Beteiligung an Unternehmen mit hohen Burggräben des robusten Geschäftsmodells, niedrigem Kapitalbedarf und hohen Skaleneffekten sowie einer hohen Bilanzqualität vorausgesetzt.
Wir für uns können sagen: Wir sind Miteigentümer an Weltklassefirmen, die wenig Kapital einsetzen müssen, ihre Produkte auch in einer Rezession gut absetzen und stets hohe Margen erzielen. Niemand weiß, wann es der Fall ist, aber: Jede Krise geht vorüber. Ich weiß, es fällt möglicherweise ein wenig schwer, „ja“ dazu zu sagen, wenn die Kurse fallen und fallen und negative Meldungen die Nachrichten dominieren. Aber ich darf an ganz andere Krisen wie die Finanzkrise 2008/2009, die Dotcom-Blase 2001- 2003, die Euro-/Griechenlandkrise 2011, die Asien-/Russlandkrise 1997/98 oder den scharfen Konjunktureinbruch 1987 erinnern. Jedes Mal im Anschluss gab es beeindruckende Markt-Haussen, jedes Mal war -auf unsere Portfoliofirmen bezogen- das neue Kurs-Allzeithoch höher als das jeweilige alte Allzeithoch vor der jeweiligen Krise, da unsere Firmen nun einmal fast jedes Jahr mehr verdienen und deshalb ihren Unternehmenswert (ohne Bewertungsanstieg) alle zehn Jahre verdoppeln, verdreifachen oder mehr!! Und dies spiegelt sich nicht nur in unserer langfristigen Wertentwicklung der Vergangenheit wider, sondern gilt eben auch für die Zukunft.
Deshalb möchte ich für diejenigen, die bereits investiert sind, festhalten: Beständiges Investieren in „robuste Gewinnmaschinen“ ist langfristig erfolgreicher als Timing-Aspekte zu verfolgen und so eine dauerhaft zu niedrige Investitionsquote und eine zu hohe Cash- Quote zu besitzen. Und für diejenigen, die noch Mittel zur langfristigen Anlage frei haben: Man sollte in Qualitätsfirmen zu angemessenen Bewertungen investieren, insbesondere, wenn die Aktienkurse schwächeln. Ja, also auch jetzt. Wir für uns erwischen den Kurstiefpunkt, wenn, nur durch Zufall. Deshalb sollte man sukzessive, „portionsweise“ vorgehen. Um frei nach Warren Buffett zu schliessen: „Der Freund guter Unternehmen ist die Zeit“. Das wird sich für uns auch weiterhin auszahlen.