Unser Kollege Bastian von Weiß war in diesem Frühjahr mit seiner Familie in den USA im Urlaub. Während seiner Reise hat er Eindrücke gesammelt und mit einem „unternehmerischen Blick“ auf den Alltag der US-Amerikaner geschaut. Sind Inflation und Zollpolitik spürbar?
„Bastian, hast du den Eindruck, dass die Inflation in den USA im Alltag der Menschen spürbar ist – und wie unterscheidet sich das aus deiner Sicht vom aktuellen Preisempfinden in Deutschland?“
„Ja, definitiv – das Leben in den USA ist spürbar teurer als bei uns. Vor allem bei Lebensmitteln merkt man den Unterschied schnell. Allerdings muss man fairerweise sagen: Wir in Deutschland sind preislich auch ziemlich verwöhnt – im europäischen Vergleich sowieso. Es gibt zwar Ausnahmen, etwa günstige Eigenmarken bei „Walmart“, aber gerade bei importierten Waren wird’s schnell teuer. Ein Liter mexikanisches „Modelo“-Bier kostet zum Beispiel mehr als 4 US-Dollar, selbst „Bud Light“ liegt bei knapp 2,70 US-Dollar pro Liter. Und auch bei Kaffee – etwa „Folgers“ – zahlt man schnell mehr 20 US-Dollar pro Kilo. Das zeigt schon, dass Inflation und Importpreise in den USA weiterhin ein Thema sind – wenn auch je nach Produktgruppe unterschiedlich stark spürbar.“
„Während deiner Tour hast du auch viel in amerikanischen Supermärkten eingekauft – was ist dir dort besonders aufgefallen?“
„Was sofort ins Auge springt, ist die extreme Markenpräsenz – und zwar überall. Ganze, meterlange Regalbereiche gehören dort einer einzigen Marke: sei es „Tide“, „Pampers“ oder „Arm & Hammer“. Besonders auffällig sind an den Gängen die Kopfgondeln mit ihren übergroßen Preisschildern – da wird richtig um Aufmerksamkeit gerungen. Spannend ist auch der Unterschied zwischen den Märkten: Bei „Publix“ oder „Winn Dixie“ – das sind eher die „besseren Adressen“ – kauft tendenziell das wohlhabendere Publikum, und zwar nach wie vor bevorzugt Markenprodukte.
Ganz anders bei „Walmart“: Hier ist das Publikum bunter gemischt, viele Kundinnen und Kunden greifen eher zu günstigen Eigenmarken von „Great Value“. Trotzdem landen auch hier Klassiker wie „Colgate“, „Oral-B“ oder „Tide“ regelmäßig im Einkaufswagen. Meine Beobachtung ist: Die Mischung aus Markentreue und Value-Brands ist ein großes Thema – gerade wegen der teilweise hohen Preise.“
„Welche digitalen Services oder Technologien sind dir auf deiner Reise im Alltag besonders begegnet – und welchen Eindruck haben diese hinterlassen?“
„Los gings bei der Einreise: Die war besonders „convenient“ mit der MPC-App. Keine Warteschlange am Immigrations-Schalter mehr, einfach durch – das hat unserer Familie bestimmt 45 Minuten Wartezeit gespart. Im Alltag läuft in den USA einfach vieles einen Tick reibungsloser – egal ob beim Baseballspiel oder in der Taco-Bude am Strand: Bestellt und gezahlt wird per App – oft via UberEats und Doordash mit Apple Pay oder PayPal. Ähnlich wie bei der Einreise: Wer vorbestellt, muss nicht in der Schlange stehen. Auch Parktickets lassen sich ganz entspannt per App lösen, einfach Kennzeichen eingeben, zahlen, fertig.
Beim Lebensmitteleinkauf zeigt sich ebenfalls, wie digitaler Komfort in den USA zum Alltag geworden ist: Über die „Instacart“-App wird der Einkauf zusammengestellt, eine reale Person läuft im Supermarkt die Regale ab und informiert mich in Echtzeit über nicht verfügbare Produkte – inklusive Alternativvorschläge. Ich kann sofort reagieren oder den Artikel einfach weglassen. Geliefert wird innerhalb von 90 Minuten.
Und selbst im Ferienhaus gab’s digitalen Komfort: Dort lief über den Smart-TV YouTube TV – zehn Tage kostenlos zum Testen, danach 82,99 Dollar pro Monat. Preislich ambitioniert, aber technisch durchdacht und einfach zu bedienen. Und für Touristen ist der Testzeitraum ideal – man sollte nur die rechtzeitige Abo-Kündigung nicht vergessen. Alles in allem: die weitverbreiteten digitalen Hilfen erleichtern schlichtweg den Alltag und sparen viel Zeit.“
Bastian von Weiß arbeitet seit 2024 als Vermögensverwalter für Wagner & Florack. Zuvor war er Relationship Manager im Private Banking der Sparkasse KölnBonn.
Ein Blick in amerikanische Supermarktregale
Die orangen Flaschen mit dem Allzweckreiniger der Marke Arm & Hammer von US-Hersteller Church & Dwight neben den blauen Purex-Flaschen von Henkel.
Premiumschokolade wird auch in den USA besonders inszeniert, Produkte von Lindt & Sprüngli spielen dabei eine wichtige Rolle, die Schweizer wachsen mit ihrer Premium-Strategie und innovativen Produkte auf dem US-Markt beständig.
Fabuloso wird von Procter & Gamble hergestellt und kam in den 1980er Jahre in Lateinamerika auf den Markt, in den USA spricht die Marke die hispanische Zielgruppe an. Meister Proper heißt in den USA Mr. Clean und wurde bereits 1958 eingeführt.
Mit einem Anteil von ca. 40–45 Prozent ist Procter & Gamble mit Pampers Markführer bei Windeln, gefolgt von Kimberly-Clark (Huggies) mit ca. 30-35 Prozent. In Deutschland hat P&G bei Windeln sogar einen Marktanteil von ca. 70 Prozent.
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