Der nächste Akt in Trumps Zolltheater

22. Mai 2025
<br><b>Der nächste Akt in </b>Trumps Zolltheater</b>

Donald Trump hat seinen „Deal“ bekommen: Die USA haben Handelsvereinbarungen mit Großbritannien und China geschlossen, die Zölle sind – für vorerst 90 Tage – deutlich reduziert, die Börse atmet auf. Wer genau hinschaut, erkennt, dass Trump demselben Muster wie schon am Liberation Day folgt: viel Show, wenig Substanz.

  • Trumps „Zoll-Deals“ sind Show statt Substanz – mit realen Kosten für Anleger.
  • Panikverkäufe und Rotationen kosten Rendite – Market Timing funktioniert nicht.
  • Langfristig zählt Geschäftsmodellqualität – nicht Zoll-, Zins- oder Währungsspekulationen.

Leere Symbolpolitik mit realen Nebenwirkungen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Investoren,

Die nun erzielten „Durchbrüche“ mit China und Großbritannien bestehen im Wesentlichen aus Kosmetik: Die Briten kaufen für ein paar Milliarden US-Dollar mehr US-Soja und -Rindfleisch und bestellen Flugzeuge (die ohnehin geplant waren), im Gegenzug akzeptieren sie eine „Exportbegrenzung“ für britische Automobile, die in etwa der Höhe der bisherigen Exporte entspricht. China vereinbarte mit den USA eine Zollsenkung um 115 Prozentpunkte, plus weiterer Ausnahmen. Alles in allem ein PR-Coup für Donald Trump, den Unternehmen, Konsumenten und Investoren weltweit teuer bezahlen müssen.

US-Zölle als Bumerang: Mehr Schaden als Nutzen

Dass Trumps erratische Zollpolitik den USA mehr schaden als nutzen würde, war von Anfang an klar. Die Lieferketten stockten, Fabriken bekamen Produktionsprobleme, viele Preise stiegen, die Kapitalmärkte reagierten mit starken Kursverlusten. Vor allem drohte kurzzeitig die „Finanz-Apokalypse“ explodierender US-Zinsen, die China andeutete, als es mit dem Verkauf von US-Treasuries vor ein paar Wochen kurzzeitig die US-Zinsen hochschießen ließ. Mit der Zolleskalation am „Liberation Day“ hat sich Donald Trump selbst in eine Position gebracht, die er nicht auf Dauer halten konnte.

Hier noch einmal die Gründe, auf die wir nach dem Liberation Day hingewiesen haben. Sie behalten ihre Gültigkeit, denn wer weiß, ob Donald Trump seine Ankündigung wahr macht und in den kommenden Wochen den Zollhammer wieder auspackt…

„Stürzen die Kurse ab, sinkt damit unmittelbar der Wohlstand von Millionen US-Amerikanern. Da gerade auch die Altersvorsorge in den USA auf Aktien aufbaut, kann ein Crash vielen US-Amerikanern zur realen existenziellen Bedrohung werden. Dieser negative Wohlstandseffekt verbunden mit einer stark steigenden Inflation wirkt sich unmittelbar auf den Konsum in den USA und an der Wahlurne aus. Diesen hausgemachten dramatischen Wohlstandsverlust können auch Donald Trump und die Seinen nicht ignorieren.

Sonst geht es um ihr politisches Überleben – gerade auch jetzt schon mit Blick auf die bevorstehenden Midterm-Wahlen in den USA in 2026. Donald Trump und seine Republikaner wären nicht die ersten Politiker, die den wirtschaftlichen Unmut ihrer Bürger an der Wahlurne zu spüren bekommen. Denn zu den Hauptleidtragenden gehören nicht zuletzt seine eigenen MAGA-Anhänger, Unternehmer und Wähler, denen er die größte „Steuererhöhung“ aller Zeiten zumutet.“

Trumps Finanzminister verhindert das Schlimmste

Und so ist es nun US-Finanzminister Scott Bessent, der den Zoll-Scherbenhaufen zusammenkehren muss und etwa mit China und Großbritannien „Deals“ schließt, die im Grunde dem Status quo vor dem Liberation Day entsprechen. Der Finanzpolitiker verhindert das Schlimmste, der US-Präsident feiert sich und seine „erfolgreiche Zollpolitik“. Vermutlich werden in den kommenden Wochen weitere „großartige Deals“ dieses Zuschnitts geschlossen werden. Sicher ist das aber nicht, denn wie gesagt: Vielleicht packt Trump auch den nächsten „Zollhammer“ aus, um weitere Deals „einzufädeln“.

Und nun – ist das Glas an der Börse halbvoll oder halbleer?

Gleichwohl sehen die Börsen das Glas nun plötzlich wieder halbvoll, nachdem es zuvor halbleer war: Die großen US-Indizes haben sich von dem herben Einbruch Anfang April erholt und die zwischenzeitlichen Verluste nahezu vollständig wieder aufgeholt. Aus Sicht europäischer Investoren bleibt die aktuelle Schwäche des US-Dollars, die diese Aufholjagd auf Euro-Basis bremst. Ob und wie lange nun Vernunft in die US-Wirtschaftspolitik einzieht, lässt sich schwer abschätzen. Vielleicht ist das Glas bald wieder halbleer.

An der Börse kommt es nicht auf den perfekten Zeitpunkt an

Investieren ist kein Sprint, es ist noch nicht einmal ein Marathon: Denn es gibt keine definierte Ziellinie

Wer wie wir mit dem Unternehmerfonds und dem Unternehmerfonds flex langfristig investiert, „spielt kein Spiel“ mit klarer Start- und Ziellinie. Investieren ist kein Pokerspiel, es ist kein Sprint, es ist noch nicht einmal ein Marathon: Denn es gibt keine definierte Ziellinie. Sinn und Zweck langfristigen Investierens ist es dauerhaft am wirtschaftlichen Fortschritt teilzunehmen, das Vermögen zu bewahren und es über die Zeit stetig zu vermehren.

Wir investieren in „Unternehmen für die Ewigkeit“

Nicht, weil wir glauben, dass diese Unternehmen „eine sichere Wette“ wären. Sondern weil wir davon überzeugt sind, dass Weltklasseunternehmen mit robusten, wettbewerbsüberlegenen Geschäftsmodellen auch in Krisen profitabel wachsen und so Vermögenswerte schaffen.

Firmen wie Church & Dwight, Colgate-Palmolive oder Procter & Gamble haben in ihrer langen Unternehmenshistorie bewiesen, dass sie in der Lage sind, Wirtschaftskrisen, Pandemien und selbst Kriege zu überstehen – und ihre Wettbewerbsposition über all die Jahre hinweg auszubauen.

Charlie Munger hat es treffend formuliert: „The big money is not in the buying or the selling, but in the waiting.“ Oder auf gut Deutsch: „Hin und her macht Taschen leer.“

Darum ist es für den langfristigen Investmenterfolg nicht entscheidend, den perfekten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu treffen (der ist, wenn überhaupt, nur rückblickend erkennbar). Wer mit Markttiming sein Glück versucht, verpasst schnell genau die für den langfristigen Vermögensaufbau entscheidenden Phasen: Studien zeigen, dass schon das Verpassen weniger starker Tage an der Börse die Langfristrendite dramatisch mindern kann.

Langfristiger Vermögensaufbau braucht keine Prognosen

Ebenso wenig sinnvoll ist es, makroökonomische Prognosen, Konjunkturmodelle oder tagespolitische Schlagzeilen zur Basis langfristiger Investmententscheidungen zu machen. Weder die Stimmen aus dem Analystenchor, noch Inflationsszenarien, Zinsspekulationen oder – wie aktuell – Prognosen zur nächsten Zollansage von Donald Trump sollten die Grundlage für unternehmerisches Investieren sein. Denn all diese Dinge sind nicht prognostizierbar, erratisch, kurzfristig volatil und oft schon eingepreist, wenn es in den Nachrichten erscheint.

Zitat

„The big money is not in the buying or the selling, but in the waiting.“

– Charlie Munger

Die realen Vermögens- und Vertrauensverluste bleiben

Während die Börse angesichts der „Entspannung“ im Zollkonflikt aufatmet, bleiben viele Investoren auf ihrem ganz persönlichen Vermögens-„Scherbenhaufen“ sitzen: Verunsichert von der dramatischen Zollverkündung am „Liberation Day“ hatten viele Investoren im April in Panik verkauft – oft zu schlechten Kursen, teilweise trennten sie sich selbst von krisenrobusten Qualitätsunternehmen. Andere versuchten, den Markt zu „timen“ – und verpassten den Wiederanstieg. Oder sie „rotierten“ kurzfristig aus den USA rein in europäische Aktien.

Das Geschäftsmodell entscheidet, nicht der Firmensitz

Dabei stellt sich die Frage, ob aus langfristiger Sicht der rechtliche Sitz eines Unternehmens als Wechselgrund ausreicht. Sind europäische Unternehmen „über Nacht“ substanziell besser geworden? Wir meinen: Es kommt auf die Güte des Geschäftsmodells und nicht auf die Heimat des Unternehmens an – daran hat sich seit dem Amtsantritt Donald Trumps nichts geändert. Viele Weltklasseunternehmen haben ihre Zentrale nun einmal in den USA.

Wir investieren nicht in Schlagzeilen, sondern in unternehmerische Substanz. Und genau deshalb bleiben wir unserer Invest­mentphilosophie treu: Wir bauen langfristige Beteiligungen an Weltklasseunternehmen mit robusten Geschäftsmodellen und tiefen Burggräben auf – nicht für das nächste Börsenquartal, sondern für die kommenden Jahrzehnte. Basis dafür ist die genaue Analyse von Geschäftsmodellen und Unternehmensbilanzen.

Unser Fazit:

Was bedeutet all das für Investoren? Wer seine langfristige Investmentstrategie an Makro-Prognosen über Zölle, Handelsabkommen oder geopolitischen Drohkulissen ausrichtet, dürfte es schwer haben, weil sich die Lage schnell wieder ändern kann. Auch in diesem Fall gilt: Timing funktioniert selten. Für Aktieninvestoren bedeutet die undurchsichtige Situation, dass sie noch genauer bei der Unternehmensauswahl hinschauen müssen.

Handelspolitische Schlagzeilen, erratische Entscheidungen, politische Machtspiele – all das sorgt regelmäßig für Verunsicherung an den Märkten. Doch wer langfristig investiert, sollte sich nicht von kurzfristigem Lärm irritieren lassen, sondern auf das konzentrieren, was zählt: die Qualität der Unternehmen.

Wir sind überzeugt: Weltklasseunternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, starker Marktstellung und hoher Kapitalrendite schaffen über die Jahre echten Wert – unabhängig von den politischen Schlagzeilen des Tages. Sie kommen nicht nur besser durch Krisen, sondern nutzen schwierige Phasen häufig sogar, um profitabel zu wachsen und ihre Position im Markt auszubauen.

Darum orientieren wir uns nicht an Konjunkturprognosen, Zinsfantasien oder – wie derzeit – Spekulationen über die nächste Zollansage aus dem Weißen Haus. Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche: Die Qualität der Geschäftsmodelle unserer Portfoliounternehmen.

 

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Investorenbrief Ausgabe Mai 2025

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