Weltklasse-Triathletin Daniela Bleymehl und Fondsmanager Dominikus Wagner sprechen im zweiten Teil des Interview über Erwartungen, Veränderung und Innovation und darüber, wie man mentale Hürden überwindet.
Welche mentalen Hürden gilt es bei der Vermögensanlage zu überwinden?
Dominikus Wagner: Bei den mentalen Hürden gibt es wieder zwei Blickwinkel: die des Anlegers – und unsere eigene als Vermögensverwalter. Für den Kunden ist es natürlich belastend, wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt. Gerade am Anfang. Genauso wie beim Training: Die Wirkung kommt verzögert. Du trittst gefühlt auf der Stelle – das ist frustrierend.
Aber unsere Aufgabe ist es, immer wieder an das Ziel zu erinnern – und an die individuell entwickelte Strategie. Das beruhigt uns selbst auch. Denn wenn wir sagen können: Den Unternehmen, an denen der Kunde beteiligt ist, geht es gut – dann wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Selbst wenn die Börse das kurzfristig anders sieht.
Wie gelingt gutes Erwartungsmanagement – oder auch ein souveräner Umgang mit Veränderungen? Daniela, bei dir als Athletin gibt es Erwartungen von Sponsoren und Fans – bei Dominikus von Investoren. Wie gehe ich damit um, wenn sich Umstände ändern – etwa durch eine Verletzung oder durch ein persönliches Ereignis wie eine Schwangerschaft, das eine neue Planung erfordert? Wie planst du als Triathletin diese Trainingszyklen?
Daniela Bleymehl: Meine dritte Schwangerschaft war für unsere Familie ein sehr gewünschter Schritt – ursprünglich etwas später geplant, aber das Leben hält sich nicht immer exakt an den Zeitplan. Auch positive Entwicklungen bringen Veränderungen mit sich, und gerade als Sportlerin habe ich auch durch meine beiden vorherigen Schwangerschaften gelernt, flexibel zu bleiben und mich immer wieder neu auszurichten.
Was meine Sponsoren betrifft: Sie geben mir nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern vor allem langfristige Planungssicherheit – was für mein Training zentral ist. Ohne sie könnte ich nicht so strukturiert und professionell arbeiten. Darüber hinaus helfen sie bei der Markenbildung, beim Aufbau meiner Präsenz. Das ist nur durch eine gute Zusammenarbeit möglich. Natürlich spüre ich auch Erwartungen – sowohl von Sponsoren als auch von Fans. Das kann Druck machen, ist aber gleichzeitig Motivation und emotionale Stütze. Es hilft beim Durchhalten: Ich mache das nicht nur für mich, sondern habe das Gefühl, etwas zurückgeben zu können.
Wagner: Eine Schwangerschaft ist definitiv nichts, was in eine Erfolgserwartung hineingerechnet werden sollte. Im Gegenteil: Für mich war das eine schöne Nachricht, und ich finde, das ist die beste „Entschuldigung“ dafür, mal nicht aktiv zu sein. Bei einer Verletzung ist das etwas anderes – da kommt eher Frust auf.
Aber der schlimmste Moment ist vielleicht der, in dem es keine sichtbare Ursache gibt, ich aber trotzdem nicht ans Leistungslimit komme. Du fühlst dich gut, hast hart gearbeitet – und lieferst trotzdem nicht ab.
Im Investment ist Beständigkeit sehr wichtig. Im Leistungssport wiederum ist Innovation entscheidend – bei Trainingsmethoden oder Material.
Wagner: Ich starte kurz – zur Investmentseite: Beständigkeit in der Strategie ist zentral. Aber das schaffen die wenigsten. Viele haben gar keine klare Investmentphilosophie – oder weichen schnell davon ab. Dabei ist Konstanz entscheidend – auch für den Zinseszinseffekt, den Einstein als achtes Weltwunder bezeichnet hat.Ich kann nicht langfristig Vermögen aufbauen, wenn ich ständig die Strategie oder die Anlage wechselt. Natürlich muss ich mich auch mal etwas anpassen, neue Ideen nutzen – aber nicht jede Woche das ganze System über den Haufen werfen.
Bleymehl: Ja, da stimme ich zu – es geht um Leistung durch Kontinuität. Nicht ständig nach rechts und links schauen, sondern den eigenen Weg gehen. Natürlich beobachte ich, was andere erfolgreiche Athleten machen, aber letztlich muss ich auf meinen eigenen Plan und meinen Trainer vertrauen. Wenn ich lange stagniere, sollte ich Veränderungen vornehmen
– ein neuer Trainer kann neue Reize setzen, frische Perspektiven einbringen.
Auch Technologien können unterstützen, etwa in der Regeneration. Aber ich darf mich auch nicht überfordern, nicht zu viel auf einmal verändern. Im Kern bleiben die Disziplinen dieselben: Schwimmen, Radfahren, Laufen. Das Fundament ist stabil – und genau das ist auch
wichtig.
Wie wichtig sind Innovationen?
Bleymehl: Sport ist tatsächlich in vielen Bereichen zur Wissenschaft geworden – gerade im Profibereich. Mit einem Rad von vor zehn Jahren würdest du heute nichts mehr gewinnen. Windkanaltests, Aerodynamik, Materialentwicklung – das gehört alles dazu. Ich muss Innovationen nutzen, sonst bleibe ich zurück.
Ernährung beispielsweise ist ein großes Thema – auch da gibt es viele Stellschrauben. Und natürlich lässt sich unendlich viel messen: Herzfrequenz, HRV, Wattzahlen, Splitzeiten – das alles kann helfen.
Aber bei alldem muss ich mich auch fragen, was ich als Sportler wirklich brauche: Gerade als Anfänger brauche ich nicht alles. Viele stürzen sich auf das teuerste Rad oder den aerodynamischsten Helm, bevor sie überhaupt 60 Kilometer am Stück Fahrradfahren können. Die Basis ist immer noch das Training – und die muss zuallererst stimmen.
Wagner: Das erinnert mich an viele Unternehmen, die wir seit zehn Jahren im Portfolio haben. Wenn sie heute noch auf dem Stand von damals wären, würden wir damit keinen Blumentopf mehr gewinnen. Erfolgreiche Firmen entwickeln sich weiter, sie passen sich an – oft sogar, ohne dass es immer auf den ersten Blick sichtbar ist.
Aber: Sie bleiben ihren Werten treu, wachsen kontinuierlich, werden profitabler – oder zumindest resilienter. Wenn das Streben nach Exzellenz nachlässt, müssen wir als Investoren eingreifen – oder uns trennen.
In der nächsten Ausgabe des Investorenbriefs lesen Sie den dritten Teil des Interviews. Daniela Bleymehl und Dominikus Wagner gehen dann unter anderem folgenden Fragen auf den Grund:
• Wie Sportler und Investoren mit Rückschlägen umgehen und sich mental stärken.
• Warum Ausdauer und Langfristdenken wichtiger sind als kurzfristiger Erfolg.
• Was ein „Infinite Game“ vom Kampf um das Podium unterscheidet.
Daniela Bleymehl ist fünffache Ironman-Siegerin und deutsche Meisterin im Triathlon Mitteldistanz. Sie lebt mit ihrer Familie in Darmstadt und erwartet im Herbst ihr drittes Kind.
Dominikus Wagner ist Gründer und Vorstand von Wagner & Florack. Er lebt mit seiner Familie bei Bonn.
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