Dirk Schmitt analysiert die aktuellen Q3-Zahlen von Apple. Trotz geopolitischer Risiken, Zollbelastungen und KI-Skepsis zeigt sich: Der Konzern bleibt eine der profitabelsten Firmen weltweit – und vertraut auf nachhaltiges Wachstum statt kurzfristigen Aktionismus.
- Rekordquartal: Bestes Q3 seit vier Jahren dank iPhone 16 und starker Services.
- Weitblick: Analysten unterschätzen Apples KI-Strategie als „Second Mover“.
- Zölle: Bruttomarge trotz Zollbelastung um 370 Basispunkte auf 46,5 % gestiegen.
Apple hat seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt – und die können sich sehen lassen. Noch nie zuvor in der Firmengeschichte haben so viele Nutzer in diesem Zeitraum ihre Geräte gegen ein neues Modell eingetauscht. Allen voran das iPhone 16 erweist sich als Verkaufsschlager. Bemerkenswert ist dieses Ergebnis vor allem deshalb, weil das dritte Quartal traditionell als eher ruhige Phase vor den großen Produktneuvorstellungen im Herbst gilt. Mit einem Umsatzplus von 9,5 % meldete Apple das beste dritte Quartal seit vier Jahren. Neue Rekorde wurden in Kanada, Lateinamerika, Westeuropa, Indien und den USA erzielt. Dass das Wachstum rein organischer Natur ist und Wechselkurseffekte laut CFO Kevan Parekh keine Rolle spielten, macht die Leistung umso überzeugender.
Apple: Wachstum in fast allen Sparten
Auf Produktebene zeigt sich die Dynamik fast durchgängig: Das iPhone legte um 13,5 % zu, der Mac um 13 % – getrieben von der Attraktivität neuer Modelle. Der Effekt vorgezogener
Käufe im Zuge angekündigter US-Importzölle war mit rund einem Prozentpunkt laut CEO Tim Cook überschaubar. Zwar waren die iPad-Umsätze rückläufig, doch dies lag an der starken Vergleichsbasis durch die Modellneueinführungen im Vorjahr. Ein weiterer verlässlicher Wachstumsmotor sind die Services, die um 13 % zulegen konnten. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung in China: Trotz intensiveren Wettbewerbs wuchs Apple dort um 5 % – ein klares Signal gegen die skeptischen Prognosen vieler Analysten. In allen übrigen Regionen lagen die Zuwächse sogar zwischen 9 % und 20 %.
KI-Strategie: Qualität vor Geschwindigkeit
Trotz dieser positiven Zahlen gab die Aktie nach. Der Grund: Analysten monierten eine angeblich fehlende Positionierung im Bereich Künstliche Intelligenz. Apple sieht sich hier jedoch bewusst nicht als First-Mover. Anders als Microsoft oder Alphabet liegt die Stärke des Konzerns in der Integration neuer Technologien in das bestehende Ökosystem. Zwar wird Apple signifikant mehr in eigene Rechenzentren und KI-Kapazitäten investieren und ist auch für Akquisitionen offen, doch verfolgt das Unternehmen die bewährte Strategie, nicht als Erster, sondern als Bester mit ausgereiften Lösungen auf den Markt zu kommen. Das iPhone selbst war seinerzeit ebenfalls nicht das erste Smartphone, wohl aber das erste überzeugende.
Gigantische Nutzerbasis als Zukunftsschatz
Langfristig besitzt Apple enormes Potenzial in der KI-Nutzung. Mit 2,3 Milliarden aktiven Geräten verfügt der Konzern über eine gigantische, stetig wachsende Nutzerbasis und damit über einen einzigartigen Datenschatz. Auf dieser Grundlage lassen sich intelligente Services entwickeln, die das Ökosystem leise, aber wirkungsvoll erweitern. Während Analysten schnelle Ergebnisse fordern, konzentriert sich Apple auf nachhaltige Nutzererlebnisse – eine Strategie, die sich in der Unternehmensgeschichte vielfach bewährt hat.
Margenstärke trotz Zöllen
Mit Blick auf Zölle und Margen überzeugt Apple; es passte die Lieferketten zügig an die erratische US-Handelspolitik an und begrenzte die erwarteten Mehrkosten auf rund 800 Mio.
US-Dollar. Parallel stieg die Bruttomarge um 370 Basispunkte auf 46,5 %. Der Grund: Starke Nachfrage nach höherpreisigen Geräten sowie die überdurchschnittlich margenstarken Services, deren Profitabilität doppelt so hoch wie die der Hardware ist. Mit einer Free Cash Flow-Marge von 28,7 % (bereinigt um das Working Capital) bleibt Apple eines der profitabelsten Unternehmen der Welt – trotz gestiegener F&E-Ausgaben im KI-Bereich. Zugleich reagiert Apple im Vertrieb flexibel: Heute stammen 16 bis 17 % aller iPhones aus indischer Produktion, ein Anstieg um 53 % allein im ersten Halbjahr 2025. Bis 2027 soll der Anteil auf 25 % wachsen. In den USA stammt schon heute die Hälfte aller verkauften iPhones aus indischer Fertigung.
Aktienrückkäufe mit Augenmaß
Bei Aktienrückkäufen hat Apple zuletzt das Tempo reduziert. Zwar lagen die Rückkäufe im ersten Halbjahr noch 15 % über dem Vorjahr, auf Sicht von neun Monaten blieb das Niveau
jedoch stabil. Vor dem Hintergrund politischer Unsicherheiten agiert Apple vorsichtig und hält Liquidität vor. Aus Sicht unternehmerisch denkender Investoren ist das ein sinnvoller Schritt.
Dr. Dirk Schmitt ist Portfoliomanager des Wagner & Florack Unternehmerfonds und des Wagner & Florack Unternehmerfonds flex.
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