Wir konzentrieren uns auf das unternehmerische Wesentliche. Sowohl bei der Geschäftsmodell- als auch bei der Bilanzanalyse. Dabei halten wir es für zentral bedeutsam, Geschäftsberichte, Investorenpräsentationen, Telefonkonferenzen usw. intensiv zu analysieren sowie über das Geschäft und die Bilanzen der Portfoliounternehmen, gleichermaßen wie über die Geschäfte und Bilanzen der Wettbewerber, nachzudenken. Ausschließlich mit kritischem, unternehmerischem Verstand und aus unternehmerischem Blickwinkel.
Es gilt für uns demnach die jeweiligen Geschäftsmodelle, die Burggräben um das Geschäft herum und deren Veränderung zu verstehen und insbesondere über Risiken nachzudenken. Dabei erachten wir es als zentral wichtig zu untersuchen, wie sich ein Geschäft in einer Rezession verhält und welche anderen schwerwiegenden Probleme auftauchen können.
Zudem achten wir stark auf externe Risiken wie staatliche Regulierung und Gewerkschaftseinfluss. Hierzu nehmen wir eine ausgiebige SWOT-Analyse vor und beantworten die Fragen, wo stabile Wettbewerbsvorteile vorliegen, wo Chancen und Risiken und was die kritischen Erfolgsfaktoren sind. Hierauf verwenden wir den Großteil unserer Arbeit. Bei der quantitativen Analyse des Geschäfts und der Bilanzen konzentrieren wir uns wiederum auf unternehmerisch
wirklich relevante Kennzahlen und Fakten.
Unserer Überzeugung nach ist es nicht sinnvoll, Geschäft mathematisch eindeutig quantifizieren zu wollen und Geschäftsqualität überdies mit wenigen – zudem weitestgehend ungeeigneten – Kennzahlen wie z. B. dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) messen zu wollen. So berücksichtigt das KGV erstens keine Nettoschulden (inkl. Pensions- und Leasingverpflichtungen) bzw. keine Nettofinanzposition; zweitens ist das Nachsteuerergebnis nicht der Unternehmensgewinn, sondern der freie Barmittelzufluss (Free Cash Flow), da nur der Free Cash Flow Abschreibungen, Betriebskapital (working capital) und Investitionen berücksichtigt.
Der wirkliche Unternehmensgewinn, der Free Cash Flow, ist für uns eine maßgebliche Bezugsgröße für die Unternehmensbewertung. Er darf aber bei der Betrachtung der Bilanz natürlich nicht die einzig entscheidende Messgröße sein. So schauen wir uns die gesamte Bilanz an, also auch den Kapitaleinsatz und die Kapitalverzinsung sowie vorhandene Skaleneffekte, ebenso z. B. „recurring capex“ und die operativen Margen. Über mehrere Substanz- und Ertragswertverfahren wie „innerer Wert“, Discounted Cash Flow-Analyse und „Peers-Vergleich“ bestimmen wir
den fairen Wert einer Firma.
Hierbei gibt es für uns keine exakten quantitativen Regeln. Unseres Erachtens muss man Firmen wie z. B. Alphabet,
Hermès und Fielmann, die neben hohen operativen und Free Cash Flow-Margen, geringem Kapitaleinsatz und geringem recurring capex außerdem noch hohe Eigenkapital-Quoten, hohes „net cash“ und ggf. hohes Anlagevermögen vorweisen, mit einem Bonus bewerten.
Für den Sicherheitsabschlag sollte es ebenfalls keine exakten quantitativen Regeln geben. Eine kritische, unternehmerische Einschätzung zu Geschäftsmodellen, zu deren Risiken und Chancen, ist auch hier zentral. Ebenso die eingehende Prüfung, wie sich die Geschäfte in Rezessionen geschlagen haben. Entsprechend würde der Risikoabschlag bei z. B. Colgate-Palmolive niedriger ausfallen als z. B. bei Visa, dafür aber der Kapitalisierungs-/Bewertungsfaktor auf den echten Unternehmensgewinn für Visa aufgrund des stärkeren Wachstums höher sein als der von Colgate-Palmolive.
Ergo: Wir nehmen eine Gesamtschau von Geschäftsmodell und gesamter Bilanz vor, um eine valide Unternehmensbewertung ermitteln zu können.
Unser Value-Investing
Ein niedriger „fairer Wert“ abzüglich Sicherheitsabschlag bedeutet unseres Erachtens sehr selten, dass wir zu vermeintlichen oder tatsächlichen „Billigstbewertungen“ kaufen, wie früher Warren Buffetts Lehrmeister Benjamin Graham, der von der großen Depression der 1930er Jahre beeinflusst war, als viele Firmen deutlich unter ihren bilanziellen Buchwerten valutierten.
Angelehnt an Charlie Mungers Meinung ist es unsere Auffassung, dass vermeintlich günstige Bewertungen oft zu Recht günstig sind. Weltklasse-Firmen mit stets niedrigem Kapitalbedarf und hohen Skaleneffekten und deshalb robust hohen Margen und hoher Kapitalverzinsung, mit stabilen, tiefen Burggräben, starken Marken und Preissetzungsmacht werden immer etwas höher oder ausgeprägt höher bewertet sein.
Dennoch liegt ihr intrinsischer Wert gelegentlich deutlich über ihrem Preis, z. B. in der Baisse, oder bei „enttäuschtem“ Analysten-Konsens trotz guter Geschäftszahlen, weil kurzfristig noch mehr erwartet wurde und z. B. automatische Handelssysteme und Trader verkaufen. Wie Buffett und Munger sind wir der Auffassung, dass Firmen mit starken Geschäftsmodellen und robustem Wachstum langfristig bessere Investments sind als reine „Graham-Firmen“. Unser Value-Investing ist also kein „Graham-Investing“, sondern ein fokussiertes, langfristiges Investieren in Weltklasse-Qualitätsfirmen, die zu einem Preis unter ihrem Wert oder zu einem fairen Preis zu kaufen sind.