Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Investoren,
Weihnachten fiel in diesem Jahr auf Samstag, den 24. August. Draußen herrschten noch sommerliche Temperaturen, während in den Supermärkten die ersten Aktionsflächen mit Lebkuchen und Spekulatius entstanden. Ein erster Vorgeschmack auf das globale Weihnachtsgeschäft, das im angelsächsischen Raum als „Holiday Season“ bekannt ist und bereits ab Oktober richtig loslegt. Die vom Onlinehändler Amazon ausgerufenen „Prime Days“ Anfang Oktober lockten Schnäppchenjäger schon an die Computer. Bis zum Weihnachtsfest laden dann Black Week, Black Friday und der Cyber Monday die Konsumenten zum Geldausgeben ein. Weltweit.
Warum aber für Amazon, Zalando & Co. Weihnachten kein Fest der Freude ist und was Mobile First und Künstliche Intelligenz mit dem Erfolg von Visa zu tun haben, das stellen wir Ihnen in diesem Investorenbrief vor.
Bei Amazon lacht das Logo, bei Visa die Bilanz
Wie beim Logo von Amazon lächeln Anbieter von A wie Amazon bis Z wie Zalando breit, wenn sie auf die Umsatzzahlen im Weihnachtsgeschäft schauen – die Wochen bis Weihnachten sind die umsatzstärksten des Jahres. Doch hier liegt der Haken: Die Hoffnung, dass der Onlinehandel durch Umsatzwachstum und Skaleneffekte profitabler wird, erfüllt sich nicht. Die Realität sieht anders aus: Das Umsatzwachstum erfordert von Amazon & Co. enorme Investitionen in Lager, Logistik und Betriebskapital. Das belastet den Free Cash Flow erheblich. Das Weihnachtsgeschäft steigert zwar den Umsatz, aber nicht automatisch die Profitabilität.
Ein wirklich breites Lächeln zaubert das Weihnachtsgeschäft jedoch den versteckten Gewinnern von A wie Adobe bis V wie Visa in die Geschäftsberichte. Diese Unternehmen profitieren von echten Veränderungen im Kaufverhalten und ihrem schlanken Geschäftsmodell. Dank enormer Skaleneffekte und globaler Netzwerke ziehen sie mit ihrer Reichweite und Attraktivität fast magnetisch immer mehr neues Geschäft an.
Adobe zeigt Veränderungen im Kaufverhalten auf
Die meisten Shoppings-Events wie Black Friday oder Cyber Monday stammen aus den USA, die oft als Trendsetter im Konsum gelten. Dort lassen sich Entwicklungen früher erkennen als anderswo, bevor diese dann mit etwas Verzögerung auch in Europa und anderen Regionen der Welt sichtbar werden. Vor diesem Hintergrund bietet der aktuelle „US Holiday Shopping Forecast“ unseres Portfoliounternehmens Adobe spannende Einblicke. Für den Report hat Adobe anonymisiert eine Billion Webseitenbesuche in 18 Produktkategorien mit 100 Millionen Einzelartikeln analysiert und zusätzlich 5.000 Verbraucher zu ihren geplanten Ausgaben befragt.
Der Report kommt zu drei wichtigen Erkenntnissen:
- Erstmals in diesem Jahr soll der Löwenanteil des Online-Shoppings über mobile Endgeräte erfolgen.
- Konsumenten nutzen künstliche Intelligenz als Hilfe beim Online-Shopping.
- Shopping via Smartphone & Co. erhöht die Ausgabengeschwindigkeit im E-Commerce.
Die Details des Reports finden Sie als „Hintergrund“ am Ende unseres Investorenbriefs.
Adobe erwartet im US-Weihnachtsgeschäft einen Umsatz von 240,8 Mrd. US-Dollar, ein Anstieg von 8,4 % gegenüber 2023. Allein an Black Friday und Cyber Monday sollen mit 24 Mrd. US-Dollar rund 10 % des Gesamtumsatzes erzielt werden.
Amazon macht die Arbeit und Visa das Geschäft
Legt man den Adobe-Report zugrunde, dann führt das veränderte Kaufverhalten – Shopping via Smartphone und mehr Ratenkäufe – zu einem weiteren Volumenwachstum bei den Kreditkartenabwicklungen. Während Medien und Investoren beim Wachstumstrend Online-Shopping vor allem auf große Player wie Amazon, Alibaba, Shopify oder Zalando und deren Absatzchancen blicken, liegt es in unserer DNA als Langfristinvestoren, die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle kritisch zu hinterfragen. Selbst wenn die Onlinehändler beim Umsatz regelmäßig als die großen Gewinner des digitalen Einkaufs gelten, leiden ihre Geschäftsmodelle dennoch unter erheblichen strukturellen Schwächen. Denn: Der Handel ist und bleibt ein (betriebs)kapitalintensives Schwachmargengeschäft, egal ob im stationären oder digitalen Laden, wie wir es im Investorenbrief zu Amazon erläutert haben.
Visa ist der stille Star des Weihnachtsgeschäfts
Einer, vielleicht sogar der größte Gewinner überhaupt, betreibt sein Geschäft dagegen im Hintergrund; dabei ist er für die Abwicklung von Transaktionen unverzichtbar. Gemeint ist Visa, der Weltmarkt- und Margenführer im internationalen Zahlungsverkehr, ein Unternehmen, das von vielen fehl eingeschätzt wird. Denn Visa ist eine der größten Gewinn- und Verzinsungsmaschinen, die es auf dem weltweiten Kurszettel überhaupt gibt.
Dabei war der Börsengang von Visa im Jahr 2008 mitten in der eskalierenden Finanzkrise – die Anfänge des Netzwerkes gehen zurück in das Jahr 1958, als die Bank of America das Kartenprogramm BankAmericard auflegte – einer der sehr wenigen Börsengänge (ein anderer war der von Google), bei denen man beherzt zugreifen konnte, anders als bei den vielen unprofitablen Start-Ups, die mit viel Tamtam und einer tollen Story an die Börse gebracht werden und für uns im Unternehmerfonds und im Unternehmerfonds flex ein striktes No-Go sind.
Visa und sein Bezahl-Ökosystem
Visa betreibt das weltweit größte IT-Netzwerk, bestehend aus Datenzentren mit zugehöriger Software und Sicherheitsinfrastruktur. Über VisaNet, so der Name des Netzes, wickelt Visa Zahlungen in über 200 Ländern und Regionen sowie in etwa 160 Währungen zwischen Verbrauchern, Unternehmen, Händlern, Finanzinstituten und Regierungen ab. Wichtig: Visa selbst gibt keine Karten aus, gewährt keinen Kredit und legt keine Zinssätze fest – ein gravierender Unterschied zu American Express. Stattdessen bietet Visa seinen Kunden und Partnern ein über Dekaden gewachsenes und technologisch perfektioniertes Netzwerk für den elektronischen Zahlungsverkehr.
Dafür erhält Visa ein Transaktionsentgelt. In Analogie zur Eisenbahn kann man auch von einem „Schienennetz“ für weltweite Zahlungen und Geldbewegungen sprechen. Ohne Schienen kein Transport von Gütern und Personen mit der Eisenbahn. Und ohne VisaNet kein elektronischer bzw. digitaler Transport von Geld. Es handelt sich also um einen netzgebundenen Markt mit Visa als dem klaren Marktführer.
Attraktiv für alle Beteiligten: Einfach, sicher und schnell
Ökonomisch betrachtet steigt der Nutzen und die Attraktivität eines Netzwerks mit jedem neuen Nutzer. Für die Händler ist es trotz aller Klagen über vermeintlich hohe Gebühren enorm attraktiv, da die Bezahlung mit Karte – ob physisch oder virtuell, im Laden oder im E-Commerce, Kredit- oder Debitkarte – extrem einfach, sicher und schnell ist. Zudem können sie all ihre Bonus- und Kundenbindungsprogramme über die Karte administrieren. Analog gilt das auch für alle anderen Beteiligten in diesem „Vier-Parteien-System“ (Visa als Netzwerkbetreiber nicht mitgezählt): Händler, deren Bank bzw. Zahlungsabwickler (Acquirer), die Kunden und deren die Karte emittierende Bank (Issuer). Alle Beteiligten profitieren davon, dass dieser Kuchen insgesamt weiter wächst.
The Winner takes it all
Märkte mit starken Netzwerkeffekten folgen eigenen ökonomischen Regeln. Hohe, beinahe unüberwindbare Markteintrittsbarrieren entstehen durch die prohibitiven Kosten, die der Aufbau eines konkurrierenden Netzwerks verursachen würde. Hier gilt: The Winner takes it all. Kein Wunder also, dass Visa als Margen-König weltweit mit verlässlich hoher Profitabilität glänzt, von der andere Firmen – geschäftsmodellbedingt – nur träumen können.
Die letzte Meile ist die teuerste – für die anderen
Visa vermeidet die hohen Kosten der letzten Meile, die für netzgebundene Märkte charakteristisch sind, und erzielt so quasi automatisch die höchsten Margen. Telekomfirmen müssen auf der letzten Meile enorm viel investieren, um Hausanschlüsse zu erstellen. Logistikunternehmen lassen auf den letzten Meter teure Zustellfahrzeuge fahren. Und Onlinehändler wie Amazon müssen massiv in Werbung investieren, um die potenziellen Käufer zu locken.
Diese kostspielige letzte Meile überlässt Visa lieber den Banken und Netzwerkpartnern, die quasi als Vertriebsarm fungieren und Visa das Geschäft bringen, wofür sie natürlich auch etwas bekommen. Dieses Netzwerk hat sich über Jahre zu einem globalen Hightech-Ökosystem entwickelt. Im Gegensatz zu American Express verfolgt Visa eine offene Netzwerk- bzw. Partnerstrategie. Ein zentraler Grund, der bei Visa langfristig zu stärkerem Wachstum, noch höheren Skaleneffekten und noch mehr Unternehmensgewinn führt.
Visa: mehr aktive Nutzer als Facebook
Auf der Visa-Plattform sind nahezu alle Banken weltweit und die meisten größeren Händler vertreten, ebenso wie immer mehr Fintechs mit ihren digitalen Wallets, u.a. für Kryptowährungen. Das Netzwerk wächst rasant. Heute zirkulieren rund 4,5 Milliarden Karten (Kredit und Debit, physisch und virtuell) in etwa 200 Ländern. Diese Karten ermöglichen fast 300 Milliarden Transaktionen im Wert von 15.500 Milliarden US-Dollar. Selbst Facebook, das größte soziale Netzwerk, hat „nur“ gut drei Milliarden aktive Nutzer pro Monat. Visa ist somit tatsächlich das größte Netzwerk der Welt.
Mit jedem neuen Kartenaussteller (derzeit rund 14.500), jedem neuen Händler (über 130 Millionen Akzeptanzstellen) und jedem neuen Karteninhaber steigt der Nutzen des Netzwerks. Dadurch profitiert Visa von beispiellosen Skaleneffekten, sei es auf Angebots- oder Nachfrageseite, durch Verbundvorteile oder Größenvorteile.
Kurzum: Visa ist der Skalen-Weltmeister!
Dennoch hört man oft den Einwand, der Wachstumspfad von Visa werde sich zukünftig doch bestimmt abflachen. Schließlich könne der eCommerce nicht dauerhaft so stürmisch wachsen wie bisher. Weit gefehlt. Das Consumer Payments-Geschäft, also das klassische Bezahlgeschäft mit physischen und virtuellen Kredit- und Debitkarten am Point of Sale (PoS) entweder im stationären oder virtuellen Laden, wächst in der Regel im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich.
Weil Visa als Marke hochgradig attraktiv ist, kommen weiter immer mehr neue Partner auf der Plattform hinzu, die Visa schlagartig den Zugang zu zig Millionen Kunden eröffnen können – gerade in den Schwellenländern. So wurden erst kürzlich Partnerschaften mit Adani One und der ICICI Bank geschlossen, mit denen Visa die erste co-branded Kreditkarte Indiens mit umfassenden flughafenbezogenen Angeboten herausgibt. Diese Kooperationen öffnen Visa die Türen zu 400 Millionen Kunden auf der Adani One-Plattform.
Umsatz wächst schneller als die Anzahl der Konten – Emerging Markets als zusätzlicher Turbo
Der Umsatz wächst schneller als die Kartenzahl, da immer mehr Transaktionen per Karte bezahlt werden – das Bezahlen am PoS mit „Tap to Pay“ oder Visa Direct in Echtzeit wird immer bequemer und schneller. Vor allem in Schwellenländern mit niedriger Kartendurchdringung wie z.B. Indien, Malaysia und Indonesien schreitet die Substituierung von Barzahlungen durch Instant Payment zügig voran. In Indien soll deren Anteil an den Konsumausgaben bis 2028 von heute 23 % auf 10 % zurückgehen, so McKinsey in seinem Bericht Global payments in 2024. Trotz des Trends zum elektronischen und mobilen Bezahlen werden nach Angaben von McKinsey aber immer noch Transaktionen im Umfang von 26 Billionen US-Dollar bar bezahlt.
Viel Potenzial also, um Bartransaktionen durch Karte oder Smartphone zu ersetzen. So lohnt sich für Visa wegen der gewaltigen Größen- und Netzwerkvorteile mittlerweile selbst die Abwicklung von Kleinstbeträgen wie zum Beispiel U-Bahn-Tickets. Im Bereich Consumer Payments ist Visa also noch lange nicht am Ende des Wachstums angekommen. Aufgrund der skaleneffektbedingt phänomenalen Margen kann Visa außerdem sehr leicht finanzielle Anreize für Plattformpartner und Großkunden setzen, um die Substitution barer Bezahltransaktionen durch digitale zu fördern.
Visa treibt den Kontaktlos-Trend im Zahlungsverkehr voran
Dafür sorgt Visa auch mit der fortlaufenden technologischen Weiterentwicklung seines Zahlungsökosystems.
Tap to Pay, also das kontaktlose Bezahlen an einem Terminal z.B. mit dem Smartphone wurde in diesem Zusammenhang bereits erwähnt. In 50 Ländern und Regionen der Welt hat Visa bereits Durchdringungsraten von über 90 % bei Tap to Pay erreicht und in mehr als 100 Ländern und Regionen entfallen darauf immerhin mehr als die Hälfte aller Transaktionen beim Bezahlen vor Ort. Dabei hat der Anteil der kontaktlosen Transaktionen in den USA im dritten Quartal 2024 gerade einmal die Schwelle von 50 % überschritten, wächst aber – wie anderswo auch – hoch dynamisch.
Für die Tap-Funktion kommen zudem noch viele weitere Anwendungen in Betracht wie z.B. Tap to add a card, tap to authenticate an idenity, tap to send money to family or friends.
Mit Visa Token Service sorgt Visa parallel dafür, dass dieses stark wachsende digitale Bezahlökosystem sicher und vertrauenswürdig bleibt. Dies geschieht etwa durch sog. Tokens, die die 16-stelligen Visa-Kartennummern ersetzen und kryptografische Informationen enthalten. Mit 10 Milliarden Netzwerk-Tokens liegt deren Zahl bereits weit über der der ausgegebenen physischen Karten.
Mit Click to Pay bietet Visa seinen Kunden auch für Online-Einkäufe einen einfacheren Check Out, der ohne die zeitaufwendige Eingabe der Kartendaten auskommt.
Das Beste kommt erst noch: Wachstumsgeschäfte der Zukunft
Jenseits des Brot- und Butter-C2B-Geschäfts im Bereich Consumer Payments sprudeln aber mit den New Flows und den Value Added Services weitere enorme Wachstumsquellen, die Visa zusammengenommen ein vielfach höheres Transaktionsvolumenpotenzial ermöglichen als das heute abgewickelte Geschäft. Unseres Erachtens steht Visa daher erst am Beginn eines noch viel höheren Wachstumspfades, der aber auch bislang schon sehr eindrucksvoll ist.
New Flows: Wachstumsturbo der Zukunft
Ein enormer Wachstumsmotor sind die New Flows, also neue Zahlungsströme. Die resultieren aus Visas Stellung als größte, marktführende offene Plattform in einem netzgebundenen Markt, die für viele andere Unternehmen und ihre Netzwerke extrem attraktiv ist und Neugeschäft geradezu magnetisch anzieht. Umgekehrt ist es auch für Visa extrem attraktiv, bei Grenzkosten von nahezu null möglichst viel Verkehr über sein Netz laufen zu lassen. Visa verfolgt deshalb eine „Netzwerk für Netzwerke“-Strategie, um möglichst viele Endpunkte des durch immer mehr mobile Geräte (z.B. Smartphones) vernetzten Bezahl-Ökosystems zu erreichen.
Von Peer zu Peer: Visa Direct erschließt neue Zielgruppen im Zahlungsverkehr
Ein Beispiel für die über die klassischen Kartenzahlungen von Konsumenten(C2B) hinausgehenden Zahlungsströme ist Visa Direct. Visa Direct ist ein elementarer Bestandteil der Strategie von Visa, um neben den klassischen C2B-Transaktionen alle möglichen Geldtransfers auf seine Plattform zu ziehen und in Echtzeit abzuwickeln.
So schloss Visa soeben eine Partnerschaft mit der Kryptobörse Coinbase ab. Dort soll Visa Direct integriert werden, so dass Coinbase-Kunden via Visa-Kreditkarte in Echtzeit Geld auf ihr Coinbase-Konto transferieren, Krypto-Währungen kaufen sowie Auszahlungen auf ein Bankkonto veranlassen können.
Weitere Möglichkeiten von Visa Direct sind so genannte Peer to Peer-Zahlungen (P2P), also Geldzahlungen – auch in Form von Kleinstbeträgen – an Freunde und Bekannte. Aber auch (grenzüberschreitende) Gehaltszahlungen von Unternehmen an ihre Mitarbeiter oder die Begleichung von Lieferantenrechnungen (B2B) sind über VisaNet nicht nur schneller, sondern vor allem günstiger als klassische Banküberweisungen.
Und auch Regierungen nutzen den Service von Visa. So wurden beispielsweise in den USA während der Pandemie Unterstützungsleistungen an Bürger und Unternehmen per Visa Direct ausbezahlt (G2C-Geschäft). Nach jahrelanger Aufbauarbeit und hohen Investitionen verfügt Visa heute somit über die Plattform, die Infrastruktur und die Vernetzung über Grenzen hinweg, um neues Geschäft und neue Anwendungen rund um den Globus auszurollen und befindet sich damit nach Ansicht von CEO McInerney „in the very early stages of Visa Direct growth.“ Eine Ansicht, die wir zu 100 % teilen. So wickelte Visa im zurückliegenden dritten Quartal 2024 mit 2,6 Milliarden Visa Direct-Transaktionen 30 % mehr Transaktionen ab als im gesamten (!) Geschäftsjahr 2019.
8,5 Milliarden Chancen: Visa dominiert als Netzwerk der Netzwerke den globalen Zahlungsverkehr
Das Potenzial, das Visa als Netzwerk für Netzwerke erreichen kann, beläuft sich aktuell auf rund 8,5 Milliarden Endpunkte, also Karten, Konten und Wallets. Tendenz weiter stark steigend! Denn die Partnerstrategie von Visa erstreckt sich auch auf den stark wachsenden Bereich der Fintechs und digitalen Wallets. So besteht mit Visa+ die Möglichkeit, Zahlungen zwischen unterschiedlichen digitalen P2P-Zahlungs-Apps zu versenden, wozu Visa im Jahr 2023 Partnerschaften u.a. mit DailyPay, PayPal, Venmo und Western Union einging.
Und mit Visa Commercial Solutions baut Visa zudem seinen Service bei der Abwicklung von B2B-Zahlungen systematisch aus, so dass das Geschäft von Visa über viele Jahre hinweg, wenn nicht gar Jahrzehnte, weiter kräftig wachsen wird.
Hierzu tragen auch die Value Added Services als weiterer wichtiger Wachstumsturbo bei, durch die Visa die Attraktivität seines Netzwerkes für die (potenziellen) Partner konsequent erhöht. Visa wächst hier aktuell organisch mit über 20 % (Q3 2024: 23 %) und die Value Added Services stehen bereits für einen Umsatzanteil von 25 %. Zu den weiteren Aussichten äußerte sich CEO McInerney angesichts dieser hohen Dynamik daher zurecht „super optimistic“, denn sein Portfolio an Value Added Services wird Visa immer weiter auf Dienstleistungen jenseits reiner Zahlungsvorgänge ausweiten, um so den wertvollen Schatz an Nutzerdaten zu heben und zu monetarisieren.
So bietet Visa als Value Added Service bereits heute z.B. Issuing Solutions wie Datenanalyse, Betrugsbekämpfung oder das Angebot von Buy Now Pay Later-Zahlungen an. Und das Schöne daran ist: Die Nachfrage nach diesen und anderen Value Added Services wächst nicht nur stark, sondern erzielt zudem auch sehr attraktive Margen.
Skalierbar, profitabel unaufhaltsam – Visas Wachstumspotenzial ist noch lange nicht erschöpft
Die genannten Beispiele verdeutlichen, dass das Wachstumspotenzial von Visa noch längst nicht ausgeschöpft ist. Von wegen der E-Commerce wächst doch kaum noch. Als Plattformfirma mit enormen Skaleneffekten und null Grenzkosten verfügt Visa über mannigfaltige Wachstumsquellen, um als Netzwerk für Netzwerke immer mehr Geschäft von Dritten aufzusaugen und Cross Selling zu betreiben, indem man den Partnern neben der reinen Zahlungsabwicklung verschiedenste andere nützliche Value Added Services offeriert. Die nächste Vervielfachung des Geschäfts kommt also erst noch.
Mehr als nur Plastikkarten: Visa ist ein echtes Technologieunternehmen
Viele „Marktteilnehmer“ unterschätzen die technologische Vorreiterrolle von Visa im internationalen Zahlungsverkehr. Nur wenige wissen, dass Visa ein echtes Technologieunternehmen und eine Silicon-Valley-Firma ist, mit Sitz in der Bay Area. Erst durch moderne Technologie konnten die Prozesse der Zahlungsautorisierung und -abwicklung automatisiert werden, was die Voraussetzung für dieses globale Netzwerk schuf. Bis heute setzt Visa modernste Technologien ein, etwa für Echtzeit-Zahlungen via Visa Direct oder den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, schon lange bevor ChatGPT bekannt wurde.
VisaNet +AI bietet verschiedene Netzwerkdienste an, um Zahlungen smarter und vor allem sicherer zu genehmigen, freizugeben und abzurechnen. Dabei geht es sowohl um den Schutz vor Systemausfällen als auch vor Cyberkriminalität. Vor wenigen Wochen gab Visa die Übernahme von Featurespace bekannt, einem Entwickler von Echtzeit-Zahlungsschutztechnologie auf Basis von KI.
So passt Visa den Schutz seines Zahlungsökosystems ständig an neue Bedrohungen an. Durch die Zusammenarbeit von Visa und Featurespace können Kunden Betrug in Echtzeit bekämpfen. Dies ist nur eines von vielen Beispielen für die Value Added Services, die Visa seinen Partnern anbietet und die der am stärksten wachsende Geschäftsbereich ist.
Online zahlen, selbst wenn die Bank offline ist: Generative KI von Visa ist ein Wachstumstreiber
Visa bietet im Bereich VisaNet +AI den 2020 eingeführten Notfall-Dienst Smarter Stand-In Processing an. Diese von Visas Datenwissenschaftlern entwickelte generative KI autorisiert und verarbeitet Bezahlvorgänge zuverlässig, selbst wenn die Banksysteme, die normalerweise Transaktionen genehmigen, gestört sind oder ausfallen (vgl. Visa Unveils More Powerful AI Tool That Approves or Denies Card Transactions).
Das ermöglicht nicht nur Geschäftsabschlüsse, die sonst wegfallen würden; entscheidender ist das ungetrübte Kundenerlebnis, das durch abgebrochene oder abgelehnte Transaktionen stark beeinträchtigt würde. Solche Value Added Services, zusammen mit den New Flows, sind Wachstumstreiber und versetzen Visa auf einen noch höheren Wachstumspfad als die ohnehin schon eindrucksvolle Entwicklung der Vergangenheit.
Fazit und Bewertung: Nicht nur zur Weihnachtszeit… Visa ist und bleibt Weltmarktführer für neue Bezahlmethoden
Visa ist ein Unternehmen der Superlative: bekannt als Skalenweltmeister und robuste Gewinn- und Verzinsungsmaschine. Als Weltmarktführer im E-Payment, einem der globalen Top-Wachstumstrends, wird Visa seine exzellente Marktposition weiter ausbauen. Durch die Erschließung zusätzlicher Wachstumsquellen abseits des reinen Zahlungsgeschäfts wird Visa die Reichweite seines Netzwerks und den Burggraben um sein Geschäftsmodell weiter stärken.
Visa wird sehr gut und umsichtig geführt, zeigt eine hohe Veränderungsbereitschaft und verfügt über eine hohe Veränderungsfähigkeit aufgrund des dauerhaft niedrigen Kapitalbedarfs. Als echte Technologie- und Innovationsmaschine ist Visa bei neuen Bezahlmethoden wie E-Commerce, Echtzeit, B2B und P2P noch dominanter als bei der traditionellen Bezahlung per physischer Kreditkarte.
Die Visa-Strategie basiert wesentlich auf einer Netzwerk-/Partnerstrategie, die es ermöglicht, neues Geschäft schnell und kostengünstig auf das Visa-Netzwerk zu bringen.
Visa bietet Partnern mehr Vorteile als jeder andere Payment-Dienstleister. Im Gegensatz zu Amazon und anderen vermeintlichen Gewinnern der Shopping Season verdient Visa mit seiner schieren Größe, den enormen Größen- und Verbundvorteilen sowie den Netzwerkeffekten tatsächlich sehr viel Geld.
Jeder neue Umsatz-US-Dollar bringt noch höhere Margen. Visa ist somit noch lange nicht am Ende der Wachstums-Fahnenstange angekommen. Im Gegenteil: Das Beste kommt erst noch.
Apropos: Eine kommentierende Analyse der Zahlen von Visa zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 folgt in Kürze.
In diesem Sinne mit herzlichen Grüßen,
Hintergrund: Die drei Haupterkenntnisse des Adobe-Report
Erkenntnis Nummer 1: Erstmals echtes Mobile First beim Shopping
In diesem Jahr sollen 53,2 % der Online-Umsätze über mobile Geräte erfolgen und damit den Desktop in der Holiday Season dauerhaft übertreffen. Bereits im vergangenen Jahr überholte mobiles Shopping in der Weihnachtszeit kurzzeitig den Desktop. Adobe prognostiziert für dieses Jahr ein deutlich stärkeres Wachstum und einen noch größeren Anteil mobiler Ausgaben: Ein Rekordwert von 128,1 Milliarden US-Dollar soll in der diesjährigen Holiday Season über mobile Geräte fließen, ein Anstieg von 12,8 % gegenüber dem Vorjahr. Laut Adobe bevorzugen 51 % der Befragten beim Einkaufen Smartphone und Tablet, selbst wenn sie Zugang zu einem Desktop-Computer haben. Noch höher liegt der Smartphone-Anteil bei Preisvergleichen: 82 % der befragten US-Verbraucher nutzen ihr mobiles Gerät, um Preise im Geschäft zu vergleichen.
Erkenntnis Nummer 2: Verbraucher setzen Künstliche Intelligenz verstärkt als Shopping-Hilfe ein
Jüngere Verbraucher nutzen laut Adobe-Report Generative Künstliche Intelligenz (GenAI), um ihr Einkaufserlebnis zu verbessern. In dieser Weihnachtssaison wollen sie generative KI einsetzen, um die besten Angebote zu finden (20 %), bestimmte Artikel schnell online aufzuspüren (19 %), Markenempfehlungen zu erhalten (15 %) und ähnliche Artikel oder Marken zu entdecken, die sie bereits kennen (14 %). Der Einfluss der generativen KI auf den Einzelhandel zeigt sich bereits. Besuche auf Einzelhandelswebseiten, die von KI-Seiten wie ChatGPT stammen, sind sprunghaft angestiegen. Der Traffic auf Einzelhandels-Websites, der von GenAI-Quellen stammt, hat sich allein in diesem Jahr seit Januar im verdoppelt, im Vergleich zum Vorjahr sogar verachtfacht. Adobe selbst investiert umfassend in die eigene KI-Infrastruktur, wie wir in der Juli-Ausgabe unseres Investorenbriefs dargelegt haben.
Laut Adobe wollen zwei von fünf Verbrauchern generative KI für ihre Weihnachtseinkäufe nutzen. Besonders jüngere Käufer zeigen sich aufgeschlossen: Fast 60 % der Generation Z und Millennials planen den Einsatz von generativer KI, während nur 20 % der Baby-Boomer dies vorhaben.
Erkenntnis Nummer 3: Schnellerer Kaufabschluss durch Mobile Shopping
Mobiles Einkaufen beschleunigt das Einkaufstempo im E-Commerce. Einzelhändler, die für den mobilen Handel optimiert sind, profitieren davon. Adobe erwartet, dass Ratenkäufe (Buy now, pay later, BNPL) weiter zunehmen und am Cyber Monday einen neuen Ausgabenrekord erreichen. Besonders Nutzer mobiler Endgeräte greifen verstärkt auf diese Ratenkauf-Angebote zurück.
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Bildquellen:
Titelbild: Dalle KI
Bild 1 – 4: Wagner & Florack
Glossar:
CCR = Cash Conversion Rate
DCF = Discounted Cash Flow
EK = Eigenkapital
EV = Enterprise Value
FCF = Free Cash Flow. Das Nachsteuerergebnis ist nicht der Unternehmensgewinn, sondern der freie Barmittelzufluss (Free Cash Flow), da nur der Free Cash Flow Abschreibungen, Betriebskapital (working capital) und Investitionen berücksichtigt. Der wirkliche Unternehmensgewinn, der Free Cash Flow, ist für uns eine maßgebliche Bezugsgröße für die Unternehmensbewertung.
FY = Financial Year
FYe = expected Financial Year
nwc = Net working capital
oW = organisches Umsatzwachstum
Q1, Q2 usw. = Quartal 1, Quartal 2 usw.
RoCe = Return on Capital employed. Wir legen großen Wert auf eine valide und konservative Struktur der eingesetzten Kennzahlen und berechnen das RoCe daher als Free Cash Flow im Verhältnis zum Eigenkapital plus Nettofinanzschulden bzw. abzgl. Nettofinanzposition plus relevante, langfristige Rückstellungen wie Pensions- und Leasingverpflichtungen.
Stand der Daten: 29.10.2024