Kurz-Kommentar zur Berichtssaison | Teil 2: „Consumer Staples“

15. September 2021
Kurz-Kommentar zur Berichtssaison | Teil 2: „Consumer Staples“

„Wir investieren in Firmen selbst, nicht in Aktien als Finanzpapiere.“ Wir sind Miteigentümer unserer Portfoliofirmen und partizipieren so an deren langfristigen Wertsteigerung. Daher steht für uns die geschäftliche Entwicklung unserer Firmen immer im Vordergrund. Im letzten Investorenbrief haben wir die Geschäftszahlen unserer Technologieunternehmen mit konsumentennahen und robusten Geschäftsmodellen („Consumer Techs“) betrachtet. Im Folgenden möchten wir einen Blick auf die im Juli und August gemeldeten Geschäftszahlen unserer wettbewerbsüberlegenen Hersteller nicht-zyklischer Konsumgüter („Consumer Staples“) werfen:

Im Berichtsquartal  gab  es  für  die  Consumer  Staples  im  Allgemeinen  und  auch  für „unsere“ Consumer Staples böigen Gegenwind: Im Vorjahresquartal bestand die Herausforderung darin, die innerhalb kurzer Zeit stattgefundene Explosion der Nachfrage -bedingt durch die Bevorratungskäufe- nach bestimmten Produktkategorien (z. B. Hygieneartikel) hinsichtlich Produktion und Distribution zu managen, während der Absatz anderer Produktkategorien (z. B. Hautpflegeprodukte) sank. Unsere Portfoliofirmen konnten auf Grund ihrer internen, effizienten Prozesse schnell und erfolgreich auf die teils drastisch geänderten Nachfragebedingungen reagieren und so – getragen von robusten Geschäftsmodellen- auch in 2020 starke organische Wachstumsraten erzielen. Dies gelang etlichen Wettbewerbern nicht.

Im Berichtsquartal hat das Rückfahren der Lockdowns und somit das Auslaufen der „Sonderkonjunktur“ durch die Lockdown-bedingten Bevorratungskäufe bestimmter Produktkategorien zu einer erneut schnellen Änderung der Absatzstruktur geführt. Im Lockdown gehortete Produktkategorien gingen bei „unseren“ Consumer Staples auf die gewohnten Nachfrageniveaus zurück, wobei die während des Lockdowns schwächer abgesetzten Produktkategorien einen deutlichen Nachfrageanstieg verzeichneten. Diese wiederum schnelle Änderung der Absatzstruktur haben unsere Portfoliofirmen wie z. B. Procter & Gamble, L’Oréal, Colgate-Palmolive oder Church  &  Dwight  exzellent gemeistert und konnten im Berichtsquartal ein jeweils starkes organisches Umsatzwachstum verzeichnen, während Wettbewerber wie Clorox oder Kimberly-Clark im Berichtsquartal beim Umsatz hoch einstellig bis zweistellig  geschrumpft  sind. Hersteller mit vielen Volumenmarken, die während des Lockdowns profitiert  haben, kehren nun zu ihrer strukturellen Wachstumsschwäche zurück.

Es gab aber weiteren Gegenwind für nahezu alle Firmen, auch für unsere Consumer Staples: Die Inputkosten. Lieferketten sind  unterbrochen  und  Rohstoffe/Vorprodukte sind nicht in erforderlicher Menge verfügbar, da die Lieferanten während der Lockdowns Kapazitäten zurückgefahren haben und jetzt erst vorsichtig aufbauen. Zugleich fehlen Transportkapazitäten von Containern bis LKW, weil diese, wie in jedem Konjunkturaufschwung, aktuell besonders gefragt sind. Dies hat auch bei unseren Consumer Staples zu deutlich gestiegenen Inputkosten geführt. Zudem konnten einige Portfoliofirmen aufgrund der eingeschränkten Produktion/Distribution die Nachfrage bei mehreren Produktkategorien nicht befriedigen. Das jeweilige organische Umsatzwachstum wäre also ohne die Knappheit auf der Inputseite noch höher gewesen. Und trotz der Kostenerhöhung ist es unseren Consumer  Staples  gelungen,  die operativen Margen zu steigern – während Wettbewerber erhebliche Einbußen bei den Margen gemeldet haben. Unsere Consumer Staples konnten die deutlich höheren Inputkosten und auch negative Wechselkursänderungs-Effekte nicht nur ausgleichen, sondern überkompensieren. Dies ist auf den hohen Anteil an Premiummarken mit hoher Preissetzungsmacht zurückzuführen, weshalb höhere Preise durchgesetzt werden konnten, ebenso auf einen ständig verbesserten Preis/Mix und mengenbedingte Skaleneffekte wegen enormer Größenvorteile wie z. B. bei Procter & Gamble, Nestlé, L’Oréal und Colgate. Hinzu kommt, dass unsere  Consumer  Staples  eine  globale Präsenz (Ausnahme: Church & Dwight; siehe unten) in nahezu allen relevanten Absatzkanälen besitzen und so die Änderungen regionaler Nachfragestrukturen besonders robust ausgleichen konnten. Es zeigt sich also, dass die „guten“ Consumer Staples es trotz Gegenwindes schaffen, ihren Umsatz und ihre Margen auszuweiten!

Beispiele:

L’Oréal Q2 + 1. Halbjahr (H1): L‘Oréal untermauert seine weltmarktführende Position im Beauty-Segment mit sehr hohem Wachstum und hohen Margen eindrucksvoll. Langjährig sind die Haut- und die Haarpflege die Personal Care-Kategorien mit dem höchsten Wachstum, allerdings war das Geschäft während der Lockdowns keine Bevorratungs-Kategorie. Nun kehrt der Absatz wieder auf ein hohes Niveau zurück. Nachdem das organische Umsatzwachstum (oW) in Q1 mit 10,2% auf 7,62 Mrd. EUR bereits dynamisch war, hat es sich in Q2 mit 29,6% auf 7,58 Mrd. EUR  nochmals erheblich beschleunigt. Insgesamt hat L‘Oréal in H1 mit einem oW von 20,7% auf 15,2 Mrd. EUR zugelegt (berichtet +16,2%, da Währungseffekte wegen des stärkeren Euros -5,6% ausmachten, zudem M&A +1,1%). Diese ganz besonders hohe Dynamik hat das Geschäft natürlich nicht fortwährend, denn derzeit gibt  es  definitiv  Nachholeffekte. L‘Oréal hatte jedoch mit seinen weltweit erfolgreichen Marken, insbesondere mit dem Luxussegment und den hochwertigen Apothekenmarken, auch vor den Lockdowns branchenführende Wachstumsraten. Hier geht es zu den Details.

Church & Dwight Q2 2021: Church & Dwight liefert ein solides organisches Umsatzwachstum von 4,5% auf 1,27 Mrd. USD und die operative Marge legt deutlich um 250 bps auf 23,5% zu. Auf den zweiten Blick ist dies eine hervorragende Leistung. Warum? Church & Dwight ist ein recht kleiner Hersteller von Home/Personal Care- Produkten und erzielt mit einem Jahresumsatz von gut 5 Mrd. USD ungefähr so viel wie Weltmarktführer Procter & Gamble innerhalb von 3 Wochen. Der Umsatz wird zudem hauptsächlich auf dem US-Markt generiert (Umsatzanteil rd. 82%).  Church  &  Dwight kann also plötzliche Marktänderungen in den USA weniger schnell abfedern als große Anbieter, die global präsent sind, wie vor allem Procter & Gamble und L’Oréal. Weshalb das Ergebnis dennoch derart erfreulich ist, lesen Sie hier.

Procter & Gamble Q4 2020/2021: Procter & Gamble beherrscht seine Produktmärkte weiterhin als Weltmarktführer und zeigt nach dem Auslaufen der Sonderkonjunktur durch die Lockdown-bedingte Bevorratungskäufe ein weitgehend normalisiertes Wachstumstempo auf hohem Niveau. So legt das oW mit +4% zu auf 18,95 Mrd. USD (Geschäftsjahr (FY): +6%), die operative Marge erreicht 18,7% (FY: 23,6%). Lesen Sie hier mehr.

Auf Nestlé sind wir bereits unter I. eingegangen. Hier können Sie die ausführlichere Betrachtung lesen.

Colgate-Palmolive Q2/2021: Colgate erzielt ein unverändert solides organisches Umsatzwachstum von 5% auf 4,26 Mrd. USD. Zwar hat sich das im Frühjahr 2020 sprunghaft angestiegene Absatzniveau bei Home/Personal Care-Geschäft wieder normalisiert, etwa bei Handseife und Geschirrspülmittel von Palmolive oder bei Haushaltsreinigern von Ajax und Fabuloso, jedoch wuchs das Geschäft mit Zahnpasta und manuellen Zahnbürsten, bei dem das Unternehmen Weltmarktführer ist und welches das größte Geschäftssegment von Colgate-Palmolive  darstellt,  zuverlässig  robust. Dieses Quartal liegt das organische Umsatzwachstum in diesem Segment sogar  bei knapp 10%. Das Tiernahrungsgeschäft (Hill´s) legt ebenfalls, wie seit Jahren, dynamisch zu mit einem organischem Umsatzwachstum von 15%. Damit hat Colgate nun zehn Quartale hintereinander ein Wachstum geschafft, welches am oberen Ende oder über dem langfristig angestrebten organischem Umsatzwachstum von 3% bis 5% liegt, und dies trotz der mehrmaligen weitreichenden kurzfristigen Änderungen bei der Nachfrage während der Lockdowns und danach. Die operative Marge liegt bei 23,4%. Der Konzernumbau, den der neue CEO Wallace eingeleitet hat, bringt mit der Digitalisierung der Wertschöpfungskette, der Vereinfachung interner Prozesse,  dem hohen Tempo bei neuen Produkten, der Artikelreduktion und der Portfolio- Premiumisierung in allen Marktphasen und bei Absatzverwerfungen beständig gute Ergebnisse. Lesen Sie hier mehr.

Warum die Consumer Staples das Fundament unseres Unternehmerfonds und unseres Unternehmerfonds flex darstellen: Die Rezession 2020 und auch die oben beschriebenen Herausforderungen in diesem Jahr zeigen, wie extrem robust unsere wettbewerbsüberlegenen Consumer-Staples verdienen. Während kapitalintensive, schwachmargige, zyklische oder bilanziell schwächer aufgestellte Unternehmen in 2020 starke Umsatz- und Gewinneinbrüche (sowie starke Kurseinbrüche) zu verzeichnen und teils begründete Insolvenzängste hatten, bauten unsere Consumer-Staples sowie der Großteil unserer Portfoliounternehmen im Allgemeinen ihre Gewinne aus. Schöner Begleiteffekt war zudem, dass die Kurse unserer Consumer Staples sowie unser Portfolio in seiner Gesamtheit im Frühjahr 2020 deutlich weniger nachgaben bzw. schwankten als die bekannten Aktienindizes.

Wie oft betont, ist es für uns oberste Priorität, unter langfristigen Aspekten kein Geld zu verlieren, also das investierte Kapital substanziell zu erhalten, und zugleich eine langfristig verlässliche und attraktive Rendite zu erzielen. Deshalb versuchen wir zuallererst unternehmerische Risiken zu vermeiden und in Unternehmen zu investieren, die in jeder konjunkturellen Lage verlässlich viel verdienen und eine hohe Kapitalverzinsung erzielen. Unserer obersten Prämisse werden wir gerecht, indem wir uns an wettbewerbsüberlegenen Consumer Staples als Fundament unseres Portfolios und ebenso an robusten „Consumer-Techs“ beteiligen.

Um zur Analogie des letzten Investorenbriefes zurückzukommen: Schön, wenn die Flut nahezu alle Boote / Aktienkurse hebt. Wenn aber die See rauer wird, dann sollte das Boot / Portfolio sturmfest sein und sein Ziel dennoch sicher erreichen. Unser Ziel ist die Erwirtschaftung attraktiver Renditen bei gleichzeitig hoher, substanzieller Investitionssicherheit unter langfristigen Aspekten.