Quod erat demonstrandum:
KI-Gewinner Apple

17. Juni 2024
<br><b>Quod erat demonstrandum:<br>KI-Gewinner Apple</b>

In den Finanzgazetten war der Abgesang auf Apple zuletzt immer lauter geworden. Apple gehe die Fantasie aus und drohe mangels bahnbrechender Innovationen im KI-Zeitalter den Anschluss zu verlieren, monierten die Skeptiker. In unserem letzten Investorenbrief vom 23. Mai 2024 sowie im Blogbeitrag vom 3. Mai 2024 (Verliert Apple bei KI den Anschluss?) haben wir uns dieser pessimistischen Sichtweise mit Nachdruck entgegengestellt und argumentiert, weshalb Apple für uns zu den wenigen ganz großen KI-Gewinnern zählen wird. Unseres Erachtens hat Apple nichts verschlafen, sondern wendet sein bestens bewährtes „Beuteschema“ nun auch bei Künstlicher Intelligenz an: In gewohnter Apple-Manier beobachtet das Management um CEO Tim Cook erst einmal, was die Konkurrenz macht, um dann mit Besonnenheit und einem klugen Schachzug die eigenen (besseren) Lösungen und Angebote konsequent in seinem „Ecosystem“ mit einer installierten Basis von mehr als 2,2 Milliarden Geräten (!) auszurollen. So dürfte es auch diesmal kommen. Denn die Ankündigung von Apple Intelligence auf der jüngsten Entwicklerkonferenz WWDC war erst der Startschuss zu einer KI-Offensive, die die Kritiker verstummen lassen wird. Immer mehr „Marktteilnehmer“ scheinen dies ähnlich zu sehen und so sprang die Aktie nach dem Event auf ein neues Allzeithoch und beendete damit ihren monatelangen Dornröschenschlaf. Davon konnten auch der Unternehmerfonds und Unternehmerfonds flex deutlich profitieren, zählt Apple doch zu unseren langfristigen Kernbeteiligungen, die wir vor kurzem aufgrund der keineswegs hohen Bewertung noch einmal leicht zugekauft hatten.

 

Apple Intelligence: Tiefe KI-Integration ins „Ecosystem“

Was vielen nicht bewusst ist: Natürlich setzt auch Apple schon seit Jahren bei vielen Diensten maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz ein. Mit Apple Intelligence wird generative KI nun jedoch ab dem kommenden iOS 18 systematisch und immer tiefer in das „Ecosystem“ integriert, um Alltagsaufgaben in Bereichen wie Textverarbeitung, Bildgenerierung oder bei der App-Steuerung mittels Siri zu erleichtern. Bei allen diesen Features greift Apple auf sein selbst entwickeltes großes Sprachmodell zurück. Die bekannt gegebene Kooperation mit dem Microsoft-Partner OpenAI sorgte zwar für viel Aufsehen, bedeutet allerdings nicht, dass dessen KI-Dienst ChatGPT direkt in die Software von Apple integriert wird. Vielmehr soll es möglich sein, über Siri – sofern es der Nutzer wünscht – Fragen und Aufträge an ChatGPT richten zu können. Dabei handelt es sich jedoch nicht – wie anfangs missverstanden – um eine exklusive Partnerschaft; vielmehr sollen perspektivisch auch andere Chatbots wie z.B. Gemini von Google genutzt werden können (hier laufen Verhandlungen). Gleichzeitig minimiert Apple mit seinen eigenen kleinen Sprachmodellen, die Daten lokal direkt auf dem Gerät verarbeiten (On-Device Processing), die Notwendigkeit, Nutzerdaten an externe Server zu senden. Dies verbessert nicht nur den Datenschutz, sondern ermöglicht gleichzeitig schnellere und mit den Daten des betreffenden Nutzers trainierte KI-Funktionen. Um darüber hinaus für komplexere Anfragen auf größere, serverbasierte Modelle zurückzugreifen, kann Apple Intelligence mit Private Cloud Computing nicht nur die Rechenkapazität flexibel anpassen, sondern setzt dabei auch neue Standards bei der Datensicherheit. Denn die Modelle laufen auf Servern mit Apple Chips, wodurch gewährleistet wird, dass Daten niemals gespeichert oder zugänglich gemacht werden.

 

Rückenwind für Geräteabsatz

Weder braucht Apple also ein „next big thing“, noch muss der i-Konzern aus Cupertino immer unbedingt „der“ First Mover sein, um neue Geschäftsfelder und Märkte schlussendlich zu dominieren. Mitnichten. Apple muss einfach nur Apple sein. Mit der zunehmenden Integration von KI in das „Ecosystem“ aus Geräten, Software und Services bei gleichzeitig hohen Standards zum Schutz von Daten und Privatsphäre („Private Cloud Compute“) wird Apple den Burggraben um sein Geschäftsmodell nicht nur festigen, sondern noch weiter ausbauen können. Insbesondere wird dadurch auch der Verkauf von Geräten massiv befeuert, weil Apple Intelligence nur mit den neuesten (und teuersten) Modellen läuft. So werden z.B. nur das iPhone 15 Pro und 15 Pro Max unterstützt, die beide mit der jüngsten Chip-Generation, dem A17 Bionic Chip ausgestattet sind. Mit dem iphone 15 und 15 Plus, in denen der Vorgänger-Chip A16 verbaut ist, werden dagegen zwei der neuesten Modelle, die erst im Herbst 2023 lanciert wurden, ebenso wie alle älteren iPhone-Modelle nicht unterstützt, da sie nicht über das benötigte Minimum an Arbeitsspeicher verfügen.  Für einen zusätzlichen Wachstumsschub sorgt jedoch nicht nur der Ersatz alter iPhones durch KI-kompatible Geräte, sondern vor allem auch die enorme Aufwertung des Ökosystems, das mit Apple Intelligence aus Sicht der Nutzer noch attraktiver wird. Dadurch hat Apple nun noch bessere Chancen, die großen regionalen White Spots in den Schwellenländern zu erobern und damit das enorme langfristige Wachstumspotenzial schneller auszuschöpfen. Es bleibt also dabei: Mit der tiefen Integration von KI in sein „Ecosystem“ steht Apple erst am Beginn eines noch höheren und noch profitableren Wachstumspfades und zählt unseres Erachtens neben Google und Microsoft zum Kreis der ganz großen KI-Gewinner.