Kontakt LinkedIn Instagram

Apple, Q1 2021/22

16.02.2022
Auf dem Bild sind Apple-Produkte zu sehen (manche nur zum Teil): eine Apple Watch, ein iPhone, AirPods und in der Mitte liegt ein Apple AirTag (Ortungsgerät).

Nur Superlative können die Geschäftszahlen beschreiben. Denn erstens melden die Elektronikhersteller weltweit wegen der Corona-Lieferkettenstörung -vor allem fehlen Chips -stagnierende Umsätze oder sehr geringes Wachstum. Apple dagegen wächst zweistellig mit 11,2% auf 124 Mrd. USD nach sehr starkem Weihnachtsgeschäft. CEO Cook sagte im Call, man habe wegen des Versorgungsengpasses die weltweit hohe Nachfrage nicht voll bedienen können, die Lieferkettenstörung habe das Wachstum im Vergleichsquartal sogar stärker eingebremst. Cook nannte keine Zahl, aber im September-Quartal hatte der Engpass laut damaligem Hinweis von CFO Maestri 6 Mrd. USD Umsatz gekostet. Im abgelaufenen Quartal waren es also offenbar noch mehr – und dennoch wächst die Firma zweistellig. Sagenhaft! Es zeigt die Beliebtheit der Apple Produkte und wie stark die Marke Apple ist. Immer mehr Konsumenten lassen sich vom hochnützlichen und stetig breiteren Apple-ecosystem der vielen Services sowie von der hohen Qualität der Produkte überzeugen. Deshalb wächst die Zahl der aktiven Geräte stetig (jetzt 1,8 Mrd.) und die Kunden abonnieren immer mehr Services. So hat der Umsatz mit Software und Digital-Produkten im Berichtsquartal gewohnt dynamisch mit 23,8% auf 19,5 Mrd. USD zugelegt und das bei Rohmargen von mehr als 70% in diesem Bereich. Cook sieht im angelaufenen Quartal eine „leichte Entspannung“ auf der Beschaffungsseite.

Zweitens verdient Apple trotz Lieferkettenstörung mehr und mehr. So beträgt die operative Marge im abgelaufenen Quartal sehr hohe 33,5% und die Free Cash Flow-Marge beträgt ebenfalls sehr hohe 35,6%. Das Ebit legt um +23,7% auf 41,49 Mrd. USD zu, der Free Cash Flow um +25,2% auf 44,16 Mrd. USD. Die Cash Conversion Rate beträgt hohe 127,5%. Den Begriff „Skaleneffekte“ kann man im BWL-Lexikon u.a. auch durch „Apple“ ersetzen.

Dass Apple trotz Lieferkettenstörung die Rohmarge um 400 bps auf 43,8% ausbauen konnte, ist atemberaubend. Natürlich, ein Treiber ist zum einen das nach wie vor besonders dynamisch wachsende Servicegeschäft (diesmal, wie erwähnt, +23,8%), welches aktuell mit 72,2% eine fast doppelt so hohe Rohmarge hat wie das Hardwaregeschäft mit 38,4%. Weitere Treiber sind aber eine stetig steigende Produktionseffizienz, signifikante Größen- und Verbundvorteile, ein weiter verbesserter Produktmix und höhere Preise.

Insbesondere die teuren Produkte sind in allen Absatzregionen gefragt, ob beim Mac der „Pro“ oder beim iPhone das „Pro“ und das „Pro Max“. Apple war außerdem schon immer konservativer beim Lagervolumen, das ist teurer, zahlt sich jetzt gleichwohl aus – wobei sie das Volumen erstens wegen der Lieferengpässe im Quartalsvergleich rund 10% abgebaut haben. Zweitens sind die channel inventories zusammengesackt: die Mobilfunker haben im Weihnachtsgeschäft die brummende Nachfrage kaum bedienen können, weshalb Apple gleichsam alles ausgequetscht und bei den Auslieferungen an die Mobilfunker nachgelegt hat (da die Mobilfunker ihre Läger nun wieder auffüllen müssen, dürfte das im begonnenen Quartal den nächsten schönen Umsatzschub für Apple geben).

Und die Rekord-operative-Marge des Weihnachtsquartals hat Apple geschafft, obgleich sie bei F&E unverändert extrem investieren: alleine im Quartal 6,3 Mrd. USD (+22,1%). Die Innovations-Pipeline dürfte gut gefüllt sein für weiteres Absatzwachstum, auch mit neuen Produktkategorien. So verwies Cook während des Calls nochmals auf das hohe Potential aus Augmented Reality, das er immer öfter anspricht: „We see a lot of potential in that space, and are investing accordingly.“

Ein paar wichtige Details zum Berichtsquartal:

Alle Absatzregionen haben im hohen einstelligen oder im geringen zweistelligen Bereich zugelegt. China war dieses Mal mit +21,1% organischem Umsatzwachstum der regionale Treiber. In China sind nach wie vor die High End-Produkte wie das 13er Max Pro, das iPad Pro und der MacPro ganz besonders beliebt.

Bei der Apple-Hardware hat der Chip-Mangel dazu geführt, dass die Nachfrage besonders beim iPhone und ganz besonders beim iPad nicht befriedigt werden konnte, weshalb der iPhone-Umsatz leicht unterdurchschnittlich um 9,2% auf 71,3 Mrd. USD gewachsen ist. Der iPad-Umsatz ist deswegen sogar geschrumpft – um 14% auf 7,3 Mrd. USD. Der Mac-Umsatz hat mit 25,1% auf 10,9 Mrd. USD erneut sehr dynamisch zugelegt, dank des Pro; der Mac war auch weniger vom Chip-Engpass betroffen. Das Wearables-Geschäft hat mit 13,3% auf 14,7 Mrd. USD zugelegt. Services s. o., Treiber waren wie meist Pay, Apps und Cloud, auch das Abo-Geschäft ist weiter stark.

Weil Apple zuverlässig extremes, neues Cash produziert, haben sie nach wie vor das Luxusproblem, dass sie ihr vor mittlerweile fast sieben Jahren proklamiertes Ziel des Abbaus des „Cash-Bergs“ nicht wirklich erreichen. So haben sie im Quartal zwar für 20,5 Mrd. USD weitere Aktien zurückgekauft, die Quartalsdividende betrug 3,7 Mrd. USD. Aber der Quartals-Free Cash Flow ist nun eben einmal mit 44,16 Mrd. USD wesentlich höher. Apple dürfte das eh´ hohe Ausmaß beim Aktienrückkauf also nochmals erhöhen, die Dividende wird auch weiter steigen.

Bilanz: Das Net Cash beträgt aktuell 79,8 Mrd. USD, die Nettofinanzposition inkl. des net working capitals 37,6 Mrd. USD. Das Eigenkapital (EK) legt um +14% auf 71,9 Mrd. USD zu, die EK-Quote beträgt wegen der jahrelangen extrem hohen Aktienrückkäufe (mittlerweile > 600 Mrd. USD kumuliert) niedrige 18,9% (+90 bps).

RoCe FYe: um 300%!

Bewertung: Der Enterprise Value beträgt das 25,5fache des Free Cash Flows FYe bzw. 23,5fache des Free Cash Flows 2023e. Den Fair Value nach Discounted Cash Flow-Methode sehen wir bei 175 – 185 USD/Aktie.

CCR = Cash Conversion Rate

EK = Eigenkapital

EV = Enterprise Value

FCF = Free Cash Flow. Das Nachsteuerergebnis ist nicht der Unternehmensgewinn, sondern der freie Barmittelzufluss (Free Cash Flow), da nur der Free Cash Flow Abschreibungen, Betriebskapital (working capital) und Investitionen berücksichtigt. Der wirkliche Unternehmensgewinn, der Free Cash Flow, ist für uns eine maßgebliche Bezugsgröße für die Unternehmensbewertung. 

FY = Financial Year

FYe = expected Financial Year

nwc = Net working capital

oW = organisches Umsatzwachstum

Q1, Q2 usw. = Quartal 1, Quartal 2 usw.

RoCe = Return on Capital employed. Wir legen großen Wert auf eine valide und konservative Struktur der eingesetzten Kennzahlen und berechnen das RoCe daher als Free Cash Flow im Verhältnis zum Eigenkapital plus Nettofinanzschulden bzw. abzgl. Nettofinanzposition plus relevante, langfristige Rückstellungen wie Pensions- und Leasingverpflichtungen.

Disclaimer: Sämtliche Angaben und Inhalte dieses Blogs enthalten ausschließlich die subjektive Meinung des Erstellers; sie erfolgen ausschließlich zu Informationszwecken und stellen keine Empfehlung oder Aufforderung zur Zeichnung, zum Kauf, zum Verkauf, zum Tausch oder zum Halten bestimmter Finanzinstrumente dar. Weder durch die Lektüre dieses Blogs, noch durch die darin ausgesprochenen Empfehlungen oder wiedergegebenen Meinungen kommt ein Anlageberatungs- oder Anlagevermittlungsvertrag zustande. Jegliche Entscheidung zur Zeichnung, zum Kauf oder zum Verkauf in Bezug auf ein in diesem Blog erwähntes Finanzinstrument sollte nicht auf Grundlage dieses Blogs, sondern ausschließlich nach vorheriger eingehender Beratung durch einen professionellen Anlageberater oder Vermögensverwalter erfolgen. Die vorliegenden Angaben können eine auf Ihre individuellen Verhältnisses und Ihre Anlageziele zugeschnittene Beratung nicht ersetzen. Die Ausführungen stellen auch keine Anlagestrategieempfehlung i.S.d. Artikels 3 Absatz 1 Nummer 34 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 oder Anlageempfehlungen im Sinne des Artikels 3 Absatz 1 Nummer 35 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 dar und unterliegen daher nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit. Der Herausgeber/Ersteller und die von ihm zur Erstellung dieses Blogs beschäftigten Personen haben die größtmögliche Sorgfalt darauf verwandt, sicherzustellen, dass die für diesen Blog verwendeten und zugrundeliegenden Tatsachen vollständig und zutreffend sowie die herangezogenen Einschätzungen und aufgestellten Prognosen realistisch sind. Die zugrunde gelegten Informationen und Daten stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen, die vom Herausgeber/Ersteller für zuverlässig gehalten werden. Gleichwohl kann der Herausgeber/Ersteller keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der Informationen und Daten übernehmen. Einschätzungen geben die Meinung des Herausgebers/Erstellers zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Der Herausgeber/Ersteller dieses Blogs hat die zugrunde gelegten Informationen nicht auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit geprüft und übernimmt für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen keine Haftung. Insbesondere haftet er nicht für indirekte und/oder direkte Schäden und/oder Folgeschäden. Der Herausgeber/Ersteller dieses Blogs übernimmt ferner keine Gewähr oder Haftung für die Angemessenheit der herangezogenen Einschätzungen oder für den Eintritt der aufgestellten Prognosen. Jede Investition in Aktien und anderen Finanzinstrumente ist mit Risiken behaftet, die je nach Produkt sogar bis zu einem Totalverlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen können. In der Vergangenheit erzielte Erfolge bieten keine Gewähr für künftige Entwicklungen. Die Veröffentlichung kann durch aktuelle Entwicklungen überholt sein, ohne dass die in ihr enthaltenen Informationen geändert wurden. Der Herausgeber/Ersteller hat keine Aktualisierungspflicht. Er weist darauf hin, dass Änderungen in den verwendeten und zugrunde gelegten stichtagsbezogenen Daten und Tatsachen bzw. in den herangezogenen Einschätzungen maßgeblichen Einfluss auf die Gesamteinschätzung haben können. Etwaige Ausführungen zu steuerlichen Gegebenheiten beinhalten lediglich allgemeine Angaben, die auf der Grundlage des derzeit geltenden Rechts erfolgen. Die Ausführungen stellen keine Steuerberatung dar, sie ersetzen nicht die Beurteilung Ihrer individuellen steuerlichen Verhältnisse durch einen Steuerberater.
Bevor Sie sich zum Abschluss eines Geschäfts aufgrund der im Blog kommunizierten Meinungsäußerungen entschließen, vergewissern Sie sich bitte, dass Sie die Funktionsweise des Geschäfts und die sich hieraus für Sie ergebenden Folgen verstehen. Wir empfehlen Ihnen, eine eigene Bewertung des beschriebenen Produkts dahingehend vorzunehmen, ob dies unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Situation und der von Ihnen verfolgten Ziele sowie der dem Erwerb innewohnenden typischen Risiken und Gewinnmöglichkeiten für Sie geeignet ist. Für diese Bewertung sollten Sie auch Auskünfte Ihrer eigenen Berater vor Abschluss des Geschäfts einholen. Der Herausgeber/Ersteller und die von ihm zur Erstellung dieser Veröffentlichung beschäftigten Personen haben die größtmögliche Sorgfalt darauf verwandt, sicherzustellen, dass die für diese Veröffentlichung verwendeten und zugrundeliegenden Tatsachen vollständig und zutreffend sowie die herangezogenen Einschätzungen und aufgestellten Prognosen realistisch sind.

Weitere Blogbeiträge