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Apple Q2, 2021/22:

15.06.2022
Auf dem Bild ist ein Teil eines CPU-Prozessors  mit dem Apple Logo in der Mitte zu sehen.

Wir möchten bei Apple nicht wieder in Superlative verfallen, aber es bleibt einem nichts anderes übrig: Apple hat in den letzten sechs Monaten mit 69,81 Mrd. USD Free Cash Flow fast genauso viel verdient wie in den ersten neun Monaten des Vorjahres (76 Mrd. USD), obgleich Apple bereits damals extrem stark verdient hat und obwohl Apple im zweiten Quartal 2021/2022 von Produktionsausfall und Chip-Knappheit gebremst wurde. Keine Firma weltweit hat jemals in sechs Monaten so viel verdient wie Apple. Und der letztjährige Free Cash Flow des Geschäftsjahres von 95 Mrd. USD war genauso Rekord wie der in 2020 mit über 70 Mrd. USD. Apple liefert einen Gewinn-Rekord nach dem anderen, und das selbst unter schwierigen Bedingungen.

Wie das Geschäft im Detail gelaufen ist, was uns an etlichen Analysteneinschätzungen stört und wie wir die Bewertung von Apple sehen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Auf das enorm hohe Umsatzwachstum des Vorjahresquartals von damals +53,6% legt Apple weitere 8,6% auf 97,28 Mrd. USD oben darauf – absolut stark! Das März-Quartal 2019/2020 war mit 0,5% Wachstum als Folge der ersten Lockdowns hingegen sehr soft ausgefallen. Auch wenn die Verwerfungen der top line in diesen drei März-Quartalen (2019 – 2022) erheblich ist – Apple ist in diesem Zeitraum kumuliert mit 67,6% äußerst dynamisch gewachsen, das CAGR erreicht hohe 18,5%.

CEO Cook sagte im Quartals-Call, wegen des Versorgungsengpasses vor allem bei Mikroprozessoren habe man die weltweit hohe Nachfrage erneut nicht vollständig bedienen können; vornehmlich das iPad-Geschäft habe “very significant supply constraints” gehabt. Im Konzern habe die Lieferkettenstörung das Wachstum allerdings weniger stark eingebremst als in den beiden Vorquartalen. Cook nannte keine Zahl, aber im September-Quartal hatte der Engpass lt. damaligem Hinweis von CFO Maestri 6 Mrd. USD Umsatz gekostet. Und trotz Lieferkettenengpasses und Lockdowns in mehreren chinesischen Großstädten wächst Apple im hohen einstelligen Bereich!

CFO Maestri kündigte im Call an, die Lieferkettenprobleme würden das im April gestartete Q3 mit 4 bis 8 Mrd. USD „substantiell stärker“ belasten als das Berichtsquartal, weil es wg. der Lockdowns in China zu mehr Produktionsausfällen kommt, zudem wird der Absatz in China erneut gebremst. Auch der Ukraine-Krieg werde das Quartalsgeschäft belasten, wobei Apple in Russland und der Ukraine lediglich etwas mehr als 1% seines Konzernumsatzes erzielt.

Wie seit Frühjahr 2020 gibt Apple wegen der Unsicherheiten keine Guidance für das nächste Quartal. Teile der Analysten-Zunft reagierten verschnupft und riefen, wie so oft seit 30 Jahren, das nahende Ende von Apple aus.

Der iPhone-Umsatz hat mit 5,5% auf 50,57 Mrd. USD zugelegt – zum Erstaunen von Teilen der Analysten-Schar, denn diese hatten nach dem extrem hohen Wachstum von 65,7% im Vorjahresquartal geweissagt, es würden weniger iPhones verkauft. Cook sagte dazu, dass das iPhone-Geschäft vor allem mit „switchers” erfolgreich war („strong double digit growth“), also mit Kunden, die zuvor ein Android-Smartphone hatten und sich nun fürs iPhone entschieden haben. Außerdem habe man ein „record level“ von Upgrades auf das aktuelle iPhone 13 gehabt. Cook: “It’s clearly a strong cycle.“

Dennoch schrieben etliche Analysten in den Tagen nach der Vorlage der Quartalszahlen, man sei skeptisch, ob das iPhone gegen das als Folge steigender Inflationsraten nachlassende Verbrauchervertrauen immun sei, auch wenn das iPhone als Premiumprodukt besonders beliebt sei, wesentlich beliebter als Volumen-Produkte.

Die „Skepsis“ der Analysten wurde letzte Woche von der (unbestätigten) Meldung befeuert, der Produktions-Forecast von Apple für H2 bedeute eine Stagnation des iPhone-Absatzes. Ob das Gerücht nun zutrifft oder nicht – erstens bedeutet stagnierender Absatz eben nicht unbedingt stagnierender Umsatz; zweitens prognostizieren Analysten für den globalen Smartphone-Markt einen Absatzrückgang von 20% in diesem Jahr, wovon das iPhone bislang nicht betroffen ist. Das Gegenteil ist der Fall, wie die oben genannten Geschäftszahlen zeigen, während nahezu alle anderen Smartphone-Hersteller im März-Quartal Absatz- und Umsatzrückgänge verzeichneten. Es bleibt also abzuwarten, was Q3 für das iPhone bringt.

Die Macs steigern ihren Umsatz um 14,7% auf 10,44 Mrd. USD (nach +70% im Vorjahresquartal). Der Mac ist vom Lieferkettenstress nicht sonderlich betroffen, weil mittlerweile der konzerneigene M1-Prozessor verbaut wird.

Wearables, Home & Accessories, das sind vor allem die Watch und die AirPods, legen mit 12,4% auf 8,81 Mrd. USD zu (+24,6% im Vorjahresquartal).

Hierbei handelt es sich vorwiegend um Hardware-Produktkategorien, die Apple erst vor fünf (Air Pods 2016) bis sieben Jahren (Watch 2014) eingeführt hat. Apple hat also innerhalb weniger Jahre mit neuer Hardware einen Umsatz in Höhe von etwa 35 Mrd. USD auf die letzten zwölf Monate aufgebaut. Wenn man die Service-Umsätze, die vor 5 Jahren rd. 20 Mrd. USD erreichten und auf die letzten zwölf Monate bereits bei 75 Mrd. USD Umsatz landen sollten, hinzurechnet, generiert Apple mit neuen Hardware-Produktkategorien und Services von Pay über Cloud bis zu Abos einen Jahresumsatz von ca. 110 Mrd. USD! Und dennoch vermissen etliche, Excel-getriebene Analysten „the next big thing“. Dabei ist ein Umsatz von 110 Mrd. USD mit völlig neuen Produkten ein „big thing“.

Der Umsatz mit dem iPad ist, wie oben erwähnt, wegen des Prozessormangels um 2% auf 7,65 Mrd. USD geschrumpft (nach +78% im Vorjahresquartal).

Services wächst mit +17,3% auf 19,82 Mrd. USD (im Vorjahresquartal +26,6%).

Regional hat das mit Abstand größte Geschäft, das Amerika-Geschäft, mit 19,2% auf 40,9 Mrd. USD besonders dynamisch zugelegt; China ist mit +3,4% auf 18,3 Mrd. USD trotz Lockdowns in großen Städten wie Shanghai und extrem hoher Vergleichsbasis im Jahresvergleich (damals +88%) leicht gewachsen, Europa/Afrika legt mit 4,5%igem Wachstum auf 23,3 Mrd. USD zu (nach ebenfalls sehr hohem Wachstum von 56% im Vorjahresquartal), Japan flat mit 7,7 Mrd. USD, der Rest Asiens -5,4% auf 7 Mrd. USD.

Zu neuer Hardware im Berichtsquartal erwähnt Apple:

„During the second quarter of 2022, the Company released the following products:

  • iPhone SE® with 5G technology;

  • iPad Air®, powered by the Apple M1 chip;

  • All-new Mac StudioTM, powered by the Apple M1 Max or the new Apple M1 Ultra chip

  • All-new Apple Studio DisplayTM.“

Trotz der Lieferkettenprobleme legt die Rohmarge um 120 bps auf 43,7% zu, sogar die Hardware-Rohmarge ist mit 36,4% um 30 bps gestiegen (Volumen-Skaleneffekte, leicht besserer Produktmix), die Services-Rohmarge mit sehr guten +250 bps auf 72,6% (Volumen-Skaleneffekte, außerdem starkes Wachstum bei Pay und bei den Abos).

Die operative Marge steigt minimal um 10 bps auf 30,8%, und das Ebit legt mit 9% auf 30 Mrd. USD leicht schneller zu als der Umsatz, obgleich die F&E-Aufwendungen wie fast immer überdurchschnittlich zulegen, dieses Mal sogar deutlich um 21,4% auf 6,4 Mrd. USD (6,6% vom Umsatz).

Die Free Cash Flow-Marge erreicht sehr beachtliche 26,4% (6M 31,6%; im Berichtsquartal etwas höheres net working capital als Folge der Lieferkettenprobleme). Die Cash Conversion Rate beträgt trotz höheren net working capitals 102,6%.

Apple hat in den letzten sechs Monaten mit 69,81 Mrd. USD Free Cash Flow fast genauso viel verdient wie in den ersten neun Monaten des Vorjahres (76 Mrd. USD), obgleich Apple bereits damals extrem stark verdient hat und obwohl Apple von Produktionsausfall und Chip-Knappheit gebremst wurde. Keine Firma weltweit hat jemals in sechs Monaten so viel verdient wie Apple. Und der letztjährige Free Cash Flow des Geschäftsjahres (FY) von 95 Mrd. USD war genauso Rekord wie der in 2020 mit über 70 Mrd. USD. Apple liefert einen Gewinn-Rekord nach dem anderen, und das selbst unter schwierigen Bedingungen. Fast unglaublich.

Die Nettofinanzposition beträgt 28,6 Mrd. USD, das net cash 72,7 Mrd. USD. Dem 2014 (!) erklärten Ziel, das net cash auf Null zu senken, nähert sich Apple auch nach acht Jahren trotz anhaltend hoher Aktienrückkäufe und 5% höherer Quartals-Dividende weiterhin nur in sehr kleinen Schritten, weil Apple nun einmal beständig sehr, sehr viel freies Cash produziert. Der Verwaltungsrat von Apple hat weitere Aktienrückkäufe für 90 Mrd. USD für die kommenden 12 Monate genehmigt (der kumulierte Free Cash Flow in diesem Zeitraum dürfte um 110 Mrd. USD erreichen, die 4 Quartals-Dividenden etwa 16 Mrd. USD, weshalb der Cash-Berg eher leicht anwachsen dürfte …).

Das Eigenkapital (EK) sinkt wegen der Aktienrückkäufe um -2,6% auf 67,4 Mrd. USD, die EK-Quote -130 bps auf 19,2% (ohne Rückkäufe wäre die EK-Quote bei rund 75%).

Das RoCe FYe beträgt nahezu unfassbare 272% (bei Verwendung der Nettofinanzposition, da EK minus net cash < Null).

Der Enterprise Value beträgt das rund 22fache des Free Cash Flows FYe bzw. das rund 20,5fache des Free Cash Flows 2023e. Den Fair Value nach Discounted Cash Flow-Methode sehen wir bei 185 – 190 USD/Aktie. Unseres Erachtens ist Apple also eindeutig unterbewertet. Wir haben die aktuelle Situation vergangener Tage zu Zukäufen genutzt und freuen uns weiterhin auf die langfristige Partizipation an Apples Erfolg.

Wie sagt Jim Cramer so treffend? „Own Apple, don‘t trade the stock.“

Stand der Daten: 31.05.2022

CCR = Cash Conversion Rate

EK = Eigenkapital

EV = Enterprise Value

FCF = Free Cash Flow. Das Nachsteuerergebnis ist nicht der Unternehmensgewinn, sondern der freie Barmittelzufluss (Free Cash Flow), da nur der Free Cash Flow Abschreibungen, Betriebskapital (working capital) und Investitionen berücksichtigt. Der wirkliche Unternehmensgewinn, der Free Cash Flow, ist für uns eine maßgebliche Bezugsgröße für die Unternehmensbewertung. 

FY = Financial Year

FYe = expected Financial Year

nwc = Net working capital

oW = organisches Umsatzwachstum

Q1, Q2 usw. = Quartal 1, Quartal 2 usw.

RoCe = Return on Capital employed. Wir legen großen Wert auf eine valide und konservative Struktur der eingesetzten Kennzahlen und berechnen das RoCe daher als Free Cash Flow im Verhältnis zum Eigenkapital plus Nettofinanzschulden bzw. abzgl. Nettofinanzposition plus relevante, langfristige Rückstellungen wie Pensions- und Leasingverpflichtungen.

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