Quelle: Geschäftsberichte Hermès und LVMH
Hermès könnte sogar noch viel schneller wachsen. Manche Marktbeobachter schätzen, dass die Nachfrage die Angebotskapazitäten von Hermès um das Vier- bis Fünffache übersteigt. Hermès eröffnet zwar im Schnitt jedes Jahr eine neue Produktionsstätte; der entscheidende Engpass liegt jedoch bei der Verfügbarkeit hochqualifizierter Sattler, Schneider und Juweliere. Für seine 22.000 Mitarbeiter, davon 13.700 in Frankreich, ist Hermès jedenfalls ein sehr attraktiver Arbeitgeber. So wurden 2023 2.400 neue Mitarbeiter eingestellt. Zudem erhalten alle Mitarbeiter als Anerkennung für ihre exzellente Leistung und das hervorragende Geschäftsergebnis einen Bonus von 4.000 Euro für 2023.
Geografisch gesehen entwickelte sich das Geschäft im Jahr 2023 auf allen Absatzmärkten hochdynamisch. Auf dem asiatischen Markt (56% Umsatzanteil) steigert Hermès seinen Umsatz um 20,2% auf 7,5 Mrd. Euro. Dabei legt Asien/Pazifik ex Japan (also im Wesentlichen China) um 19% zu, während Japan sogar noch stärker mit 25,7% wächst. Und auch in Europa und Amerika macht Hermès im Jahr 2023 rund 20% mehr Geschäft.
Die wahre Stärke und Überlegenheit eines Geschäftsmodells zeigt sich jedoch insbesondere in Krisen sowie bei schwächeren Marktbedingungen, wie sie z.B. seit dem Ende der Lockdowns auf dem chinesischen Markt vorherrschen, dem wichtigsten Markt für die Luxusgüterbranche. Während die Geschäftsdynamik bei den Wettbewerbern deutlich nachgab, beschleunigte sich das organische Wachstum bei Hermès zuletzt sogar von 15,3% im dritten auf 17,5% im vierten Quartal. Gegenüber dem ersten Halbjahr wächst somit auch Hermès in Q3 und Q4 etwas langsamer, was jedoch der hohen Vergleichsbasis des Vorjahres durch das beschleunigte Post-Corona-Geschäft geschuldet ist. Vor allen Dingen legte das organische Wachstum bei Hermès auch dort zu, wo den Wettbewerbern die Marktbedingungen zu schaffen machten. Gemeint ist Asien bzw. China, wo LVMH, Kering und Richemont allesamt auf eine die Schwäche des Marktes verweisen. So meinte etwa Richemont-Chef Rupert, dass sich der Schlüsselmarkt China deutlich eingetrübt habe, bedingt durch die Immobilienkrise und die rekordhohe Jugendarbeitslosigkeit. Die Aussage ist gewiss nicht falsch. Doch sind diese Rahmenbedingungen nicht für alle Unternehmen die gleichen? Wenn Hermès nach einem organischen Wachstum von 10,2% in der Region Asien-Pazifik ex Japan in Q3 im vierten Quartal nun ein Plus von 12,3% vorweisen kann und in Japan im vierten Quartal mit 26,2% nochmals schneller als im Vorquartal wuchs (24,1% in Q3), ist dies der beste Beleg für die unangefochtene Ausnahmestellung von Hermès und seines Geschäftsmodells, das kompromisslos auf das absolute Premium-Luxussegment ausgerichtet ist.