Bestandsaufnahme 1.0:
Henkel muss den Portfolioumbau bei Beauty fortsetzen, das ist unseres Erachtens klar. Dies erfolgt erstens mit weiteren Verkäufen kleiner „sub-scaling“-Marken (lt. CEO Knobel im Quartals-Call soll der geplante Verkauf oder das Einstellen dieser Marken mit einem Umsatz von kumuliert 1 Mrd. EUR am Jahresende weitgehend abgeschlossen sein) und zweitens mit stetigen Produktneuheiten, die mit Hilfe einer mittlerweile fortgeschrittenen Effizienzsteigerung der internen Prozesse sowie mit zunehmender Nutzung digitaler Tools (Henkel arbeitet z. B. beim Online-Marketing mit Adobe zusammen; die Verkaufsaktionen beschleunigen den Absatz der Produkte) schneller entwickelt und vermarktet werden, etwa bei der jungen Marke Nature Box mit neuen Haarspül- und Haarreparatur-Produkten.
Auch bei Laundry/Home wirken diese Effizienz- und Wachstumsmaßnahmen, für die Henkel seit 2019 für mehrere Jahre 300 Mio. EUR jährlich einsetzt (das sind rund 15% eines im Normalbereich liegenden Free Cash Flows), lt. CEO Knobel immer besser. So sind z. B. bei Persil neue eco power caps, die den Plastikverbrauch um 97% senken und besonders digital kommuniziert und vermarktet werden, weltweit ein Verkaufsrenner.
Das Digital-Geschäft ist beschleunigt DER Wachstums-Vertriebskanal: Bei Consumers wächst das Digital-Geschäft mit 20%, im Konzern beträgt der Umsatzanteil der E- Commerce-Vertriebskanäle mittlerweile fast 20%, bei Adhesives sind es sogar ca. 30%, da die Kundenindustrien immer mehr digital einkaufen.
Insgesamt ist die top line von Henkel mit 3,5% oW im Berichtsquartal erneut robust, sie wäre ohne Chipmangel bei Autos und ohne Hurrikan Ida mit Produktionsausfällen in den USA/Mangel an LKW-Fahrern noch ganz erheblich dynamischer. Außerdem wirkt die Absatznormalisierung bei Stockpiling-Kategorien wie Handseife und Oberflächenreiniger, die Unwucht ist aber temporär.
Hinzu kommt: Selten haben wir ein Quartal von Henkel gesehen, in dem so viele Segmente zweistellig oder mindestens hoch-einstellig gewachsen sind, und das trotz zum Teil recht hoher Vergleichsbasis aus dem starken Vorjahresquartal. Und das mathematisch rückläufige Beauty-Geschäft wäre ohne die hohe Vergleichsbasis bei Handseife gewachsen, das Friseurgeschäft entwickelt sich außerordentlich gut und Haarstyling/-koloration gewinnen stetig Marktanteile. Lediglich Haarpflege ist (wie bei Procter & Gamble und L‘Oréal) im Berichtsquartal „soft“ bzw. hat eine eher hohe Jahresvergleichsbasis. Sehr erfreulich ist zudem das beständig hohe Wachstum fast aller Geschäftsfelder in den Schwellenländern und in China.
Des Weiteren: Die Preissetzungsmacht bei Adhesives, dort ist Henkel Weltmarktführer, ist beeindruckend robust, und bei Laundry/Home ist sie mit die beste in der ganzen Branche. Insbesondere Persil ist eine extrem starke Marke, aber auch die anderen großen Marken bei Laundry/Home und das Friseurgeschäft sind eine Bank.
Im 2-Jahresvergleich mit Q3/2019 vor der Corona-Absatzverzerrung haben der Konzern und alle drei Geschäftsbereiche höhere Umsätze, das haben viele Wettbewerber noch nicht geschafft.