Der zuverlässig hochprofitable und stetig wachsende Weltmarktführer (der Umsatz ist etwa so hoch wie die Umsätze der Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4 zusammen), legt auch im Berichtsquartal im Peers-Vergleich auf der top line herausragend zu, trotz niedriger Auftragserfüllungsraten aufgrund der – aktuell heftigen – Lieferkettenstörung, die natürlich auch die bottom line bremst, auch wenn die Margen als Folge hoher Preissetzungsmacht gerade der großen, weltmarktführenden Marken und wegen enormer Größen- und Verbundvorteile erneut branchenführend sind und die Cash-Produktion mit 21,45% Free Cash Flow-Marge entsprechend stark bleibt:
+6% organisches Umsatzwachstum auf 20,95 Mrd. USD (keine Währungseinflüsse, keine M&A), im Zweijahresvergleich +14,5% organisches Umsatzwachstum (also im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau; im 3-Jahreszeitraum sind es kumuliert 20,2% organisches Umsatzwachstum – für Consumer Staples ein sehr gutes Wachstumstempo). Das Wachstum ist, so CFO Schulten im Quartals-Call, unverändert breitbasiert. Erneut sind alle 10 Produktkategorien gewachsen, drei Kategorien zweistellig (Fabric Care und Feminine Care im niedrigen zweistelligen Bereich, Personal Health Care +20% wg. der Grippe- und Erkältungsmittel von Wick in der aktuellen Grippesaison), Baby Care mit Wachstum im hohen einstelligen Bereich, Grooming im mittleren einstelligen Bereich, Home Care, Hair Care, Oral Care, Skin Care allesamt im niedrigen einstelligen Bereich und Family Care nur leicht mehr als flat (allerdings hohe Vergleichsbasis im Jahresvergleich, da weitgehend Lockdown-Produkte wie z. B. Charmin-Toilettenpapier oder Bounty-Papierküchentuch-Rollen).
Global wurden aggregiert 60 bps Marktanteile gewonnen; 9 der 10 Produktkategorien haben ihren Marktanteil weiter ausgebaut (und das im 3-, 6- und 12-Monatszeitraum), und 38 der 50 größten Produktkategorie-/Länder-Kombinationen haben ihren globalen Marktanteil erhöht.
Die Absatzstruktur normalisiert sich zunehmend, das Wachstumstempo von Lockdown-Produktkategorien sinkt auf langjährig übliche Level (wie z. B. Family Care), andere Lockdown-Kategorien wachsen zwar weiter in hohem Tempo, es werden aber wieder mehr normale Verpackungsgrößen gekauft (etwa bei Waschmitteln von Ariel, Tide und Lenor), und während der Lockdowns weniger nachgefragte Produktkategorien wachsen jetzt wieder schneller, etwa Personal Care-Produkte wie Olay-Hautpflege, elektrische Zahnbürsten von Oral-B, Braun-Rasierer, Gillette-Rasierprodukte sowie Health Care-Produkte (etwa Nahrungsergänzungsprodukte wie Vitamin D-Produkte von Vigantol oder Melatonin-Produkte von Wick bis zu Grippe- und Erkältungsmitteln von Wick in der aktuellen Wintersaison).
Das Umsatzwachstum wäre ohne die erhebliche coronabedingte Lieferkettenstörung noch höher ausgefallen, die Auftragserfüllungsraten erreichten im Konzerndurchschnitt lediglich 90%, obwohl auch die Retailer kaum noch nennenswertes Lagervolumen haben. CEO Möller berichtete im Call, dass die supply chain ohne den Konzernumbau noch gestresster wäre als sie es jetzt ist. Das Optimieren der Lieferkette, der Produktion und der Logistikwege hilft jetzt sehr, auch die Erhöhung der Zahl der Zulieferer und der Lohnhersteller zahlt sich jetzt aus, genauso wie die Flexibilität vieler Produktionsanlagen, die z. B. kurzfristig auf Produkte umgestellt werden können, für die ausreichend Vorprodukte verfügbar sind, und die Mitarbeiter in Produktion und Logistik ziehen mit, die auch in kürzeren Abständen mal Mehrschichtbetrieb mit Abend- und Wochenendarbeit haben, dann wieder Normalschichten. Procter & Gamble schafft es, wie andere gute Consumer Staples, die Auftragserfüllungsraten trotz Lieferkettenstörung so hoch wie möglich zu halten.
Im Fall von Procter & Gamble (und bei Nestlé, daneben auch L‘Oréal) sind des Weiteren zwei Aspekte jetzt hilfreich:
⁃ mit der schieren Umsatzgröße sind sie seit Jahrzehnten Großabnehmer ihrer Lieferanten, Lohnhersteller und Speditionen, für die sich wiederum die Lieferanten, Lohnhersteller und Speditionen an die Decke strecken;
⁃ der Fokus auf hochwertige „daily use products“ dürfte wie schon während der Corona-Lockdowns 2020 und 2021 sehr helfen, denn jeder Lieferant und jede Spedition weiß, dass sie mit P&G jederzeit sicheren Absatz haben, sie mussten also weder damals noch aktuell fürchten, dass Produktions-/Lieferkapazität, die sie für P&G vorhalten, nicht ausgelastet wird.
Schließlich hat P&G die für das Berichtsquartal angekündigte Preiserhöhungsrunde nach der erfolgreich abgeschlossenen Runde im Vorquartal wie geplant durchgeführt. Es wurden auf breiter Front erneut höhere Preise durchgesetzt! Wie die (wenigen) anderen guten Consumer Staples verbindet P&G höhere Preise ausnahmslos mit neuen, verbesserten Produkten, und natürlich schauen sie bei ihrer Preispolitik ebenso auf die produkt- und regionalbezogene Preiselastizität der Nachfrage, auf die lokale Wettbewerbssituation etc.
Moeller sagte im Quartals-Call, die Nachfrage bleibe trotz mehrerer Preiserhöhungsrunden stark, Absatz und Marktanteile in den betroffenen Produktkategorien legen zu, dagegen verlieren Private Labels seit zwei, drei Jahren in den von P&G besetzten Produktkategorien stetig Marktanteile, so Moeller. Analysten hatten vor zwei, drei Jahren durchweg das Gegenteil geweissagt. Aber letztlich entscheiden sich die meisten Konsumenten für das ihnen vertraute Marken-Produkt und gegen Private Labels, auch dann, wenn Private Labels günstig sind – was den Wert beständiger Markenkommunikation illustriert.
Moeller erwähnte im Call, Pricing habe in 17 der letzten 18 Jahre und in 42 der letzten 45 Quartale einen positiven Wachstumsbeitrag geleistet.
P&G plant für das zweite Halbjahr (wegen des gebrochenen Geschäftsjahres also von Januar bis Juli 2022) weitere Preiserhöhungen, etwa in den USA in allen 10 Produktkategorien, in anderen Absatzmärkten in nahezu allen Produktkategorien. Dabei geht P&G weiter differenziert vor, berücksichtigt also regionale Besonderheiten wie die Wettbewerbssituation, Konsumtrends und die Nachfrageelastizität, und natürlich bleiben höhere Preise mit Produktneuheiten verbunden. “The degree and timing of these moves are very specific to the category, brand, and sometimes the product form within a brand. This is not a one-size-fits-all approach,” sagte CFO Schulten im Call.
P&G ist maximal krisenresistent, sie wachsen in Rezessionen, sie wachsen während Corona-Lockdowns, selbst die derzeit massive Lieferkettenstörung, den Mangel bei Vorprodukten und bei Logistikkapazität bewältigen sie hervorragend. Sie haben mit ihrer Größe, dem konsequenten streamlining ihrer supply chain und ihrem Kategorien-Fokus auf hochwertige Produkte des täglichen Bedarfs, global beliebten Marken und dem hohen Verbreitungsgrad in allen wichtigen Offline- und Online-Vertriebskanälen komparative Vorteile, aber sie managen die Firma, die internen Prozesse, Preiserhöhungen und Innovationen auch extrem professionell.