Procter & Gamble:
Nach dem Auslaufen der „Sonderkonjunktur“ durch die Lockdown-bedingten Bevorratungskäufe („stocking push“) verzeichnet P&G in Q4 nun wieder ein weitgehend normalisiertes Wachstumstempo, vereinzelt gibt es allerdings bei Lockdown-Produktkategorien wie im Vorquartal noch - wohl auslaufendes - de-stocking (z. B. Papier-Küchentücher, Toiletten-Papier, auch z. B. Handgeschirr-Spülmittel, Oberflächen-Desinfektionsmittel und Luftzerstäuber), was natürlich das Wachstum wie im Frühjahrsquartal Q3 temporär etwas eingebremst hat.
P&G hat die Übergangsphase der Absatzstruktur mit seinem auf „daily use“, hohem Nutzen und „Premium“ ausgerichteten Produktportfolio gut gemanagt, vor allem mit einer beständig hohen Zahl neuer - Preis/Mix erhöhender - Produkte und äußert effizienter Produktionssteuerung/beeindruckend schnellen Anpassungen der Produktion. Hinzu kommt, dass sie mit ihrer schieren Größe (P&G ist mehr als doppelt so groß wie die beiden nächstgrößten Anbieter L‘Oréal und Unilever Home/Beauty zusammen) eine globale Präsenz in praktisch allen großen/mittelgroßen Vertriebskanälen haben, weshalb sie Änderungen regionaler Nachfragestrukturen besonders robust ausgleichen können. P&G hat trotz der schnellen Abfolge der Nachfrageveränderungen seit Anfang 2020 in jeder Marktphase zuverlässig exzellent verdient. Aktuell bremsen auf absehbare Zeit -wie in jeder Frühphase konjunktureller Aufschwünge- höhere Inputkosten das Margenwachstum (mehr zu diesem Thema in unserem nächsten Investorenbrief). Bei den beständig sehr hohen Free Cash Flow-Margen im Bereich 17% bis 21% stellt dies jedoch nur ein Luxusproblem dar.
Der scheidende CEO Taylor und COO Moeller, der Taylor ab kommenden November als neuer CEO nachfolgt (Taylor wird Chairman), haben P&G seit 2012, als P&G bei Umsatz und hohen, aber stagnierenden Margen wie festgefahren aussah, mit einer umsichtigen, zugleich wirklich weitgehenden Vereinfachung der internen Prozesse und der Distributionsnetze auf Effizienz und Agilität getrimmt, zudem haben sie wachstumsschwaches Geschäft konsequent verkauft. Das zahlt sich seit drei Jahren mit resilient beständigem und sich beschleunigendem Wachstum sowie mit marktführenden und schön steigenden, sehr hohen Margen aus. So ist P&G in den letzten drei Jahren durchschnittlich mit 6% p. a. gewachsen, in den letzten 5 Jahren waren es 4% p. a. und von 2011 bis 2016 waren es nur 2% p. a. Ähnlich sieht es bei der bottom line aus: Die Free Cash Flow-Marge liegt in den letzten 5 Jahren im oben bereits erwähnten Bereich von 17 bis 21%, und das mit steigender Tendenz, zuvor waren es 12% bis 16%.