Trumps Zölle, turbulente Zeiten

18. März 2025
Trumps Zölle, turbulente Zeiten

"Plötzlich" sind Langweiler-Firmen der Fels in der Brandung

Die Welt verändert sich rasant, das Tempo kann schwindelig machen. US-Präsident Donald Trump schürt mit seiner erratischen Zollpolitik die Sorge vor einer Rezession in den USA. Mit seiner Geopolitik zwingt Trump Europa, sich in Windeseile politisch und militärisch neu aufzustellen. Angesichts dieser und anderer Unwägbarkeiten schwankt die Börse, Anleger schichten massiv um. Wir analysieren das Geschehen aus der Perspektive unternehmerisch denkender Investoren – und bewahren die Ruhe.

 

  • The Big Picture: Trump wirkt, aber anders als erwartet!
  • Rüstungsaktien – das nächste große Ding?
  • Consumer Staples: Unsere Verteidigung steht oder: Lebe lieber langweilig
  • Langfristige Rendite braucht Vertrauen, kein hektisches Hin und Her
  • Der Fels in der Brandung? Robuste Geschäftsmodelle!

The Big Picture: Trump wirkt, aber anders als erwartet!

Nach den US-Wahlen im November schien alles klar: Mit Donald Trump zieht ein Mann der Wirtschaft ins Weiße Haus. Seine erste Amtszeit hatte die Hoffnung auf eine wirtschaftsfreundliche Steuer- und Deregulierungspolitik genährt. Tatsächlich stiegen die Börsenkurse nach der Wahl deutlich – auch unter Vorwegnahme einer Neuauflage von Trump 1.0.

Doch bisher blieb Trumps Wirtschaftsbilanz mager – statt Steuersenkungen und Deregulierung verkündet er bislang im schnellen Wechsel vor allem Strafzölle, hebt sie auf oder verschärft sie erneut (siehe dazu Kasten: Trumps Strafzölle und wie sie wirken). Die Unsicherheit wächst und streut viel Sand in das Getriebe der Wirtschaft. Zu viel? Die Sorge vor steigender Inflation und einer drohenden US-Rezession ließ am 10. März und an den darauffolgenden Tagen die Kurse an der Wall Street einbrechen. Viele Anleger, die mit weiter steigenden Kursen gerechnet hatten, ziehen sich zurück. Plötzlich rücken europäische Unternehmen – die vor kurzem noch als Ladenhüter galten – wieder in den Fokus.

Trumps Strafzölle und wie sie wirken

Zahlt die Zölle wirklich das Ausland?

Donald Trump will mit Strafzöllen ausländische Produkte verteuern, um amerikanische Unternehmen und Arbeitsplätze besser vor vermeintlich unfairen ausländischen Wettbewerbern zu schützen. Ein weit verbreiteter Irrtum, dem offenbar auch Donald Trump und viele seiner MAGA-Anhänger erliegen, ist, dass die Exportländer – also die ausländischen Unternehmen – diese Zölle zahlen. Tatsächlich tragen die amerikanischen Importeure die Kosten und geben sie an ihre Endkunden weiter. Zölle wirken wie eine zusätzliche Konsumsteuer und treiben die Inflation an.

Ein Beispiel: Trumps Strafzölle auf Stahl und Aluminium verteuern diese Rohstoffe in den USA. Das betrifft Bauunternehmen, die Autoindustrie, Flugzeughersteller und Getränkeproduzenten, die Aluminiumdosen nutzen. Am Ende steigen die Preise für Autos, Maschinen und Alltagsprodukte – die Inflation zieht an und die Hauptleidtragenden sind wieder einmal die einfachen Leute, als deren Schutzpatron sich Trump inszeniert.

Die künstliche Verteuerung von Importen schirmt zwar kurzfristig heimische Produzenten vor dem internationalen Wettbewerb ab, aber sie behindert langfristig den Strukturwandel: Wettbewerbsschwache Industrien und Unternehmen werden konserviert und die Abschottung senkt den Druck besser und/oder billiger zu produzieren, also die Produktivität zu steigern.

Helfen Zölle gegen das Handelsbilanzdefizit?

Ein weiteres Problem: Trump glaubt, das US-Handelsbilanzdefizit zeige, dass andere Länder sich auf Kosten der USA bereicherten. Zölle sollen das Defizit reduzieren. Tatsächlich importieren die USA mehr, als sie exportieren. Das Defizit wird durch ausländische Investitionen und vor allem durch internationale Geldgeber finanziert, die US-Staatsanleihen kaufen und so den USA Geld leihen. Kann es im Interesse der USA und der Leitwährung US-Dollar sinnvoll sein, seine wichtigsten Gläubiger zu verprellen? Und im Übrigen: Was will man eigentlich mehr? Die US-Amerikaner gehen weltweit auf Shoppingtour und bezahlen mit Dollars, die sie selbst aus dem Nichts schöpfen. Güter gegen selbst geschaffenes Papiergeld. Kein schlechter Deal! Das Ausland finanziert den Konsumrausch der Amerikaner. Besser geht es nicht.

Sollten große Geldgeber wie China oder Japan in einen Käuferstreik treten und aufhören, US-Anleihen zu kaufen, weil sie das Vertrauen in die US-Wirtschaft und den Staat verlieren, könnte der Wert des US-Dollars sinken. Das würde US-Importe zusätzlich verteuern und die Inflation weiter anheizen. Der Konsumrausch würde ein jähes Ende finden. Es ist also nicht sonderlich rational, sich mit seinen wichtigsten Gläubigern anzulegen.

Nehmen Handelspartner Zölle klaglos hin?

Schließlich gibt es auch noch die Möglichkeit von Gegenreaktionen auf die Strafzölle: Die EU antwortete jüngst mit eigenen Zöllen auf amerikanische Waren wie Motorräder oder Whisky. Das trifft US-Exporteure – von der Landwirtschaft bis zur Industrie – und kann nach der alttestamentarischen Devise „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zu einem Handelskrieg eskalieren, bei dem am Ende alle verlieren.

Fazit: Zölle schützen nicht, sie schaden

Strafzölle klingen populär, weil sie den Anschein erwecken, die heimische Wirtschaft zu schützen. Doch in Wirklichkeit verursachen sie nichts als hohe Kosten für Verbraucher, Unternehmen und schaden der gesamten Wirtschaft. Wenn der US-Präsident z.B. „Kanadas“ Autoindustrie mit Zöllen sanktioniert, bestraft er vor allem die „eigenen“ US-Autohersteller, die viele Bauteile von Zulieferern wie z.B. Magna aus Kanada beziehen und darüber hinaus auch eigene Werke in Kanada haben.

Die US-Amerikaner dürfen sich also bei Donald Trump bedanken, wenn sie demnächst deutlich mehr für den Kauf und die Wartung eines Autos bezahlen müssen. Aber auch aus politökonomischen Gründen ist eine protektionistische Handelspolitik problematisch und riskant. Kurzfristig mag man mit Zolldrohungen die Gunst der Wähler für sich gewinnen. Doch früher oder später kommt der Bumerang in Form von Inflation und schwächerer Konjunktur oder gar Rezession zurück und gefährdet damit die eigene Macht.

Man reibt sich daher verwundert die Augen. Mit seiner erratischen Zollpolitik bestraft Donald Trump nicht ausländische Wettbewerber für ihre vermeintlich „unfairen“ Geschäftspraktiken, sondern seine eigenen Wähler.

Ob dieser hanebüchenen Politik sind die US-Börsen zuletzt in den Sinkflug übergegangen. Doch auch ein Donald Trump wird sich nicht dauerhaft über die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten hinwegsetzen können. Sonst riskiert er nicht nur das Vertrauen seiner Wähler bei den Zwischenwahlen zum Kongress Ende 2026, sondern auch die Rückendeckung seiner einflussreichen Geldgeber, die ihm den Wahlkampf finanziert haben.

Wie lange die „politische Börse“ noch anhält und verunsicherte „Marktteilnehmer“ die Verkaufsknöpfe drücken, wird man abwarten müssen. Mit verlässlichen Gewinnmaschinen wie Alphabet, Microsoft oder Visa, für deren Free Cash Flow die Zollpolitik keinerlei Rolle spielt, wird uns diese „Hängepartie“ jedoch keine schlaflosen Nächte bereiten.

Schlagzeilen vs. Strategie: Erfolgreiches Investieren braucht mehr als Trends

Parallel dazu führen Trumps geopolitischer Umgang mit der Ukraine und Zweifel am US-Bekenntnis zur Nato zu einem sicherheitspolitischen Umdenken und steigenden Verteidigungsausgaben in Europa. Die Folge: Europäische Rüstungshersteller profitieren an der Börse massiv.

Aber: Funktioniert erfolgreiches Investieren nach Nachrichtenlage? Lässt sich so langfristig Vermögen aufbauen? Für uns als unternehmerisch denkende Investoren sind einzelne Nachrichten oder Prognosen (mehr im Investorenbrief US-Wahlen? Take it easy!) für die Beteiligung an einer Firma nicht die relevanten Faktoren.

Gerade, weil wir uns darüber im Klaren sind, dass wirtschaftliche und geopolitische Entwicklungen von sehr großer Tragweite für viele Unternehmen sind, achten wir bei der Unternehmensanalyse gezielt auf kapitalleichte, robuste und dauerhaft Free Cash Flow-starke Geschäftsmodelle. Deren Wohl und Wehe hängt eben genau nicht davon ab, ob Regierungen die Konjunktur gerade stimulieren oder „sparen“, ob die Notenbanken die Geldschleusen weit aufreißen oder auf dem geldpolitischen Bremspedal stehen, ob geopolitisch gezündelt wird oder die Zeichen der Zeit auf Entspannung stehen. In dieser Hinsicht können Rüstungsfirmen trotz aller Milliardenprogramme unseres Erachtens nicht punkten.

Rüstungsaktien: Das nächste große Ding nach Nvidia?

Rüstungsfirmen, besonders deutsche wie Rheinmetall und Hensoldt gelten derzeit als die großen Krisengewinner. Die angekündigten Milliardenpakete für Europas Aufrüstung füllen die Auftragsbücher für die nächsten Jahre. Ein Must-have also fürs Portfolio? Viele Analysten legen dies nahe, doch wir verzichten bewusst auf Unternehmen der Rüstungsbranche. Geschäftsmodellbedingt sind sie mit ähnlichen Risiken behaftet, wie Autobauer oder Flugzeughersteller: Selbst wenn das Geschäft boomt, bleiben die Margen überschaubar.

Heiß begehrte Rüstungsbranche - kühl analysiert

Kapitalintensiv

Die Flut neuer Aufträge verlangt hohe Investitionen in die Produktionskapazitäten und den Aufbau hoher Lagerbestände. Beides bindet enorm viel Kapital.

Begrenzte Skaleneffekte

In der Waffenproduktion sind die Skaleneffekte begrenzt.

Abhängigkeit

Rüstungsfirmen sind von wenigen Staaten und Großkunden abhängig.

Politischer Einfluss

Unternehmerische Entscheidungen unterliegen politischen und bürokratischen Einflüssen.

Geringe Preissetzungsmacht

In der Regel bestimmen die Großkunden, also die Staaten, über die Preise für Rüstungsgüter.

Schwache Margen

Die Geschäftsmodelle von Rüstungsunternehmen sind kapitalintensiv. Hohe Schulden und relativ niedrige Margen ermöglichen nur überschaubare Free Cash Flows.

Rüstungsfirmen? Aus unternehmerischer Sicht ein No-Go!

Ungeachtet dieser strukturellen Defizite im Geschäftsmodell haben sich die Aktien von Rüstungsunternehmen in letzter Zeit sensationell entwickelt. Möglicherweise hält die Hausse, befeuert durch die massive Steigerung der Militärausgaben, auch noch weiter an, vielleicht aber auch nicht. Wir wissen es nicht.

Als unternehmerisch denkende Investoren achten wir jedoch nicht nur auf die Qualität eines Geschäftsmodells, sondern auch auf dessen Bewertung. Trotz der enormen Umsatzsteigerungen verzinst sich das eingesetzte Kapital insbesondere nach den starken Kursanstiegen der letzten Zeit nur sehr bescheiden – bei Bewertungen, die  gemessen an den  mäßig profitablen und beträchtlich verschuldeten Unternehmen,  inzwischen astronomische Höhen erreicht haben. Als Langfristinvestoren betrachten wir somit nicht nur das in der Tat phänomenale Absatzpotential der Rüstungsfirmen, sondern auch die Profitabilität und insbesondere das Risiko einer Unternehmensbeteiligung.

Aus unternehmerischer Sicht kommen Rüstungsfirmen für uns daher nicht in Frage. Grundsätzlich haben wir No-Gos definiert, bei denen ein Investment für uns ausgeschlossen ist:

  • Extrem kapitalintensive Firmen mit chronisch schwachen Margen und Mini-Skaleneffekten bei hoher Wettbewerbsintensität
  • Stark zyklisches und darüber hinaus extrem kapitalintensives Geschäft
  • Chronisches Schwachmargen-Geschäft, niedrigmargiger Handel
  • Geschäft mit hohem Fremdkapital und nicht-transparenten Risiken
  • Geschäft mit volatilen Nachfragepräferenzen
  • Börsennotierte Start-ups
  • Emerging Markets

Consumer Staples: Investiere lieber langweilig

Mit Blick auf die aktuellen Börsen-„Turbulenzen“ sorgen sich derzeit viele Investoren um ihre Investments: Häufig wird die Frage aufgeworfen, wie man denn mit Trump und der Unsicherheit am Markt umgehen solle und ob es denn nicht ratsam sei, seine Investments umzuschichten. Als langfristig orientierte Investoren investieren wir seit jeher in Unternehmen mit robusten, krisenresistenten und profitablen Geschäftsmodellen.

Unsere Investoren sollen ruhig und unbesorgt schlafen können, ob über die Börse nun ein Finanzorkan hinwegfegt oder eine Rezession ihr Unwesen treibt. Das ist unser Credo. Wir sehen deshalb keinen Grund, unser Portfolio hastig umzuschichten und zu „rotieren“. Statt in hektischen Aktionismus zu verfallen, investieren wir langfristig und machen uns dadurch die „Macht“ des Zinseszins-Effektes zu Nutze.

Unternehmerische Risiken? Nicht mit uns – unser Fokus auf verlässliche Gewinner

Unser oberstes Ziel bleibt, langfristig kein Geld zu verlieren, also das investierte Kapital substanziell zu erhalten und zugleich eine langfristig verlässliche und attraktive Rendite zu erzielen. Deshalb vermeiden wir unternehmerische Risiken und investieren in Unternehmen, die in jeder konjunkturellen Lage verlässlich Geld verdienen und eine hohe Kapitalrendite erzielen.

Nicht-zyklische Konsumgüter bilden die starke Basis der Unternehmerfonds.Das erreichen wir, indem wir uns an wettbewerbsüberlegenen Consumer Staples-Unternehmen beteiligen. Sie bilden mit 43,3% Gewichtung das äußerst robuste Fundament unseres Portfolios (Stand: 17.03.2025). Hierdurch unterscheiden wir uns sehr deutlich von den gängigen Indizes und zu anderen Wettbewerberfonds.

Warum wir zyklische Branchen meiden

Zykliker wie beispielsweise Banken, Fluggesellschaften oder Schwerindustrie erfüllen unsere Qualitätsansprüche weder in der Baisse noch in der Hausse. Gleichwohl viele Firmen aus diesen Branchen dieses Jahr in der Börsenhitliste weit vorne stehen, sind sie aus Investorensicht langfristig meist ein schlechtes Geschäft. Ihre intransparenten Geschäftsmodelle, die schlechte Planbarkeit von Umsätzen und Investitionen sowie eine hohe Kapitalintensität und Verschuldung sind nicht nur ein strukturelles Hemmnis für ein langfristig verlässliches Wachstum des Gewinns und damit des Unternehmenswertes, sondern erhöhen das substanzielle Geschäftsrisiko.

Trump hin oder her – manche Produkte bleiben unverzichtbar

Aber warum gerade Consumer Staples? Die Antwort liegt auf der Hand: „Putzen Sie sich wegen Donald Trump seltener die Zähne?“ Genau, Sie ahnen es: Nicht alle Wirtschaftsbereiche und Unternehmen unterliegen Donald Trumps Einfluss gleichermaßen.

Einige – vor allem wettbewerbsüberlegene – Unternehmen wachsen selbst in Krisen profitabel, weil sie unverzichtbare Produkte und Dienstleistungen anbieten, die aus dem Alltag von Milliarden Menschen nicht wegzudenken sind. Zahnpasta ist ein Beispiel, Babywindeln, Kaffee, Kosmetikprodukte, Tierfutter, Waschmittel und die Liste ließe sich fast endlos fortsetzen. Nützliche und – durch Markenstärke – zugleich attraktive Produkte sind der Schlüssel zum langfristig „verlässlichen“ Erfolg.

Unser Portfoliounternehmen Procter & Gamble, Weltmarktführer in Produktkategorien wie Waschmittel, Babywindeln und Rasierer/Epilierer, erreichte in der Woche, als die großen Indizes fielen, nahezu ein neues Allzeithoch mit 176,26 US-Dollar. Auch Church & Dwight, die mit ihren Konsumgütern vor allem in den USA aktiv sind, notierten um das Allzeithoch herum.

„Langweilig“ gewinnt: Warum Consumer Staples nicht nur, aber gerade jetzt glänzen

Auch wenn wir uns nicht am kurzfristigen Kursgeschehen an der Börse orientieren, zeigen diese beiden Beispiele wie unter der Lupe, dass sich unser Grundsatz, uns nur an hochprofitablen, robusten und zugleich beständig wachsenden Unternehmen höchster Qualität zu angemessenen Preisen zu beteiligen, gerade in turbulenten Marktphasen bewährt. Diese vermeintlich „langweiligen“, aber wettbewerbsüberlegenen Hersteller nicht-zyklischer Konsumgüter („Consumer Staples“) demonstrieren dann ihre – im Übrigen stets vorhandene – Stärke für alle sichtbar.

Am Beispiel unserer Portfoliounternehmen Nestlé und Church & Dwight wollen wir die Qualitätsmerkmale robuster Geschäftsmodelle herausarbeiten.

 

Warum wir in Nestlé investiert sind – und wo wir kritisch bleiben

Die Performance der Nestlé-Aktie war in den beiden letzten Jahren zugegebenermaßen nicht besonders erbaulich und hat die Performance der Unternehmerfonds gebremst. Doch ungeachtet dieser Schwächephase des Aktienkurses ist Nestlé aus der Sicht von langfristigen Miteigentümern mit einer jährlichen Rendite von fast 11% p.a. im Schnitt der letzten drei Dekaden (in Euro, seit 1990) gewiss kein schlechtes Investment (siehe Chart). Dass außerdem just in der aktuellen Phase einer erhöhter Verunsicherung und Volatilität an der Börse im bisherigen Jahresverlauf 2025 eine deutliche Kurssteigerung von rund 20% zu Buche steht, ist daher umso erfreulicher.

Performancechart von Nestlé: Seit 30 Jahren eine robuste Gewinnmaschine

Doch losgelöst von der Aktienkursentwicklung der jüngeren Vergangenheit waren und sind wir von Nestlé und seinem Geschäftsmodell überzeugt und schätzen die starke Position in wichtigen und besonders margenstarken Wachstumskategorien, allen voran bei Kaffee, Tiernahrung, aber auch gesunde Ernährung bzw. Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine. Als unternehmerisch und kritisch denkende Investoren beschönigen wir aber nichts, sondern analysieren auch die offenen Baustellen, die das Potenzial von Nestlé derzeit bremsen.

In unserem Investorenbrief vom 28. März 2024 haben wir uns bereits vor dem Managementwechsel im Sommer ausführlich und kritisch zugleich mit Nestlé beschäftigt. Nach dem Vorstandswechsel hat der neue Nestlé-CEO Laurent Freixe auf dem Kapitalmarkttag im November nun seine Strategie vorgestellt, mit der er das Unternehmen wieder auf einen höheren Wachstumspfad heben will, indem der Absatz gesteigert und der Produktmix verbessert werden.

Normalisierung des Wachstums: Consumer Staples in der Übergangsphase

Seit einigen Quartalen befindet sich Nestlé – ebenso wie alle anderen Consumer Staples-Firmen – jedoch in einer Übergangsphase, nachdem die Umsätze während der Corona-Sonderkonjunktur und der anschließenden heftigen Lockdown-bedingten Inputkosteninflation in etwa doppelt so schnell wuchsen, wie es eigentlich dem geschäftsmodellüblichen Trend entspricht.

In dieser Zeit waren es fast ausschließlich entsprechend starke, aber wegen der Inputkosteninflation auch notwendige Preiserhöhungen, die das Wachstum maßgeblich bestimmten, während Absatz und Produktmix unter Druck standen und mitunter sogar rückläufig waren. Nach dem Abklingen und Wegfall dieser Sonderfaktoren ist es unseres Erachtens daher das Normalste auf der Welt, wenn sich das stark preisgetriebene Umsatzwachstum nun erst einmal wieder normalisiert und auf seinen langfristig üblichen Wachstumspfad zurückkehrt.

Genauso wie Apple kein „Next Big Thing“ braucht, muss auch Nestlé keine Wunder vollbringen, sondern sich beharrlich auf das fokussieren, worauf es ankommt: die konsequente Umsetzung der Agenda zur Verbesserung der operativen Prozesse in allen Bereichen der Wertschöpfungskette, wie sie auf dem Kapitalmarkttag letzten Herbst vorgestellt wurde. Das ist das Basis, um das Potenzial der marktführenden Wachstumsgeschäfte von Nestlé in Zukunft wieder voll zur Entfaltung zu bringen.

 

So macht sich Nestlé fit für die Zukunft

Schlanke Organisation

Die Verschlankung der Organisation mit einer Reduzierung der Berichtssegmente von 5 auf 3 regionale Zonen soll bislang bestehende Doppelstrukturen beseitigen.

Effizienzprogramm

Das Effizienzprogramm Fuel for Growth soll Kosteneinsparungen von jährlich wiederkehrend 2,5 Mrd. CHF ab 2027 (davon 700 Mio. CHF in 2025) bringen. Dreiviertel der Einsparungen sollen im Einkauf erzielt werden, zum Beispiel durch KI-gestütztes Einkaufs- und Lieferantenmanagement und Automatisierung der elektronischen Beschaffung.

"Milliarden-Marken"

Nestlé fokussiert sich auf die Wachstumstreiber des Geschäfts, die sogenannten Milliarden-Marken, das geht mit verstärkten Marketing-Aktivitäten zur Förderung  und Unterstützung dieser Marken einher.

Aktionsplan

Nestlé stellt Aktionspläne für 18 wichtige, leistungsschwache Geschäftseinheiten, die 21% vom Umsatz ausmachen, auf.

Church & Dwight: Eine amerikanische Traditionsfirma mit wachsendem internationalem Geschäft

Hierzulande ist Church & Dwight als Firma eher weniger bekannt, denn den weitaus größten Teil des Geschäfts macht das Unternehmen auf dem US-amerikanischen Heimatmarkt. Nahezu jeder Haushalt nutzt dort regelmäßig (!) wenigstens eines der Produkte von Church & Dwight. Aber auch das Auslandsgeschäft wird seit einigen Jahren Schritt für Schritt auf- und ausgebaut und erweist sich als dynamischer Wachstumstreiber, vor allem in Asien, aber auch in Europa. Auch in Deutschland ist Church & Dwight präsent, z.B. mit den Trockenshampoos von Batiste, den Nasensprays der Marke Stérimar, dem Akne-Pflaster Mighty Patch von Hero oder den Waterpik-Mundduschen.

Am bekanntesten ist die Kern- und Kultmarke Arm & Hammer mit ihrem markanten, bereits vor mehr als 150 Jahren eingeführten Logo, das an Vulcanus, den römischen Gott des Feuers, erinnern soll. Heute gilt es als Symbol für die hohe Qualität der Produkte von Church & Dwight.

Das langfristig ausgerichtete „Evergreen“-Geschäftsmodell von Church & Dwight verfügt über höchst robuste Burgmauern.

Kernelemente von Church & Dwights Evergreen-Geschäftsmodell

Produkte des alltäglichen Bedarfs

Die Produkte des alltäglichen Bedarfs, die von den Verbrauchern ob ihrer hohen Qualität geschätzt werden, sorgen auch in wirtschaftlichen Schwachmarktphasen für eine robuste Nachfrage. So nutzt fast jeder US-Haushalt regelmäßig eine der Top-Marken von Church & Dwight.

Geringer Kapitalbedarf und geringer wiederkehrender Capex:

Das kapitalleichte Geschäftsmodell erlaubt die rasche Anpassung an neue Marktbedingungen. Außerdem sind nur geringe Erhaltungsinvestitionen erforderlich, was für eine starke Free Cash Flow-Entwicklung sorgt.

Sehr große Erfahrung mit M&A und Markenentwicklung

Church & Dwight akquiriert regelmäßig neues Geschäft mit Wachstumsraten von 5 bis 10% und überdurchschnittlichen Margen, integriert es reibungslos und skaliert das Geschäft über seine Vertriebskanäle und entwickelt die Marken weiter.

Hohe Prozesseffizienz

Der Fokus auf operative Exzellenz und die schnelle Etablierung von Produktinnovationen befeuert das Wachstum, die Margen und den Unternehmensgewinn.

Plus: Church & Dwight ist ein – vermutlich der – Dividendenkönig: Bald nähert sich das Quartal, in dem Church & Dwight dann zum 500sten (!!!) Mal in Folge eine Dividende auszahlt. Das sind 125 Jahre Dividendenzahlung ohne Unterbrechung, die vergangenen 28 Jahre wurde sie sogar jedes Jahr erhöht! Die Cash Flow-Stärke und Resilienz des Geschäftsmodells machen Church & Dwight zu einem der zuverlässigsten Dividendenzahler der Welt. Allein im vergangenen Jahr flossen 277 Mio. US-Dollar Dividende an die Investoren zurück.

Die kleine P&G, große Gewinne: Church & Dwight als robuste Gewinnmaschine

Dank seines resilienten Geschäftsmodells hat Church & Dwight den zurückliegenden Sturm durch Inputkosteninflation und Lieferkettenstress gemeistert. Heute steht die Ausnahmefirma im Consumer Staples-Universum noch besser, noch robuster und noch schlagkräftiger da als je zuvor. Mit Church & Dwight im Portfolio muss uns deshalb auch in unruhigen Zeit wie aktuell nicht bange sein, denn die „kleine Procter & Gamble“ ist eine ganz große Gewinnmaschine. Durch das kapitalleichte Geschäftsmodell – langfristig muss Church & Dwight nur rund 2% vom Umsatz für Investitionen einsetzen, ist das Unternehmen extrem veränderungsfähig und kann auf neue Herausforderungen schnell und flexibel reagieren.

Neues Allzeithoch bei Church & Dwight

Diese Qualität reflektiert auch der Aktienkurs, der vor kurzem ein neues Allzeithoch erreichen konnte und Langfristinvestoren seit 1990 eine Performance von 14,6 % p.a. (in Euro) bescherte. Davon können die allermeisten anderen Firmen nur träumen – wir sind als Miteigentümer an diesem hervorragenden Unternehmen seit vielen Jahren beteiligt.

Performance-Chart Church & Dwight: Dividendenkönig und robuste Gewinnmaschine

 

Langfristige Rendite braucht Vertrauen, kein hektisches Hin und Her

Wie bereits erwähnt, zählt für uns die langfristige Wertsteigerung unserer Portfoliounternehmen mehr als die kurzfristige Kursentwicklung oder der Vergleich mit Benchmarks.

Gerne wird die langfristige Performance von Index-Investments mit aktiven Strategien wie unserer verglichen und festgestellt, dass gewisse Indizes besser abschneiden. Das stimmt – unter bestimmten Voraussetzungen: Erstens: Der Anleger muss auch beim Indexinvestment von Anfang investiert sein und vor allem: investiert bleiben! Und zweitens: Die Schönwetterphase an den Börsen hält – angesichts der teils einseitigen und offensiven Ausrichtung etlicher Indizes – an. 

Unsere Erfahrung aus früheren Krisen – und die aktuelle Volatilität bildet da keine Ausnahme – zeigt, dass viele Anleger in diesen Phasen entweder die Geduld oder die Nerven (oder beides) verlieren. Sie verkaufen oder schichten um, oft unter dem Schlagwort „Sektor-Rotation“. So zerrinnt aber die „langfristige“ Rendite – Stichwort Zinseszinseffekt – zwischen den Fingern.

Für den langfristigen Investmenterfolg braucht es Vertrauen in die gewählte Strategie. Wir sind überzeugt, dass Investoren mehr Vertrauen in eine durchdachte, werthaltige Strategie haben können, die gezielt in Weltklasseunternehmen mit robusten, profitablen Geschäftsmodellen investiert als in ein anonymes Index-Investment, bei dem man oft nur die Top-Ten-Positionen kennt. Wir können auf die Qualität unseres Portfolios – auch und gerade in (kommenden?) Krisen – voll und ganz vertrauen.

Stabilität statt Volatilität: Wie unser Portfolio durch Drawdowns navigiert 

Während beispielsweise die drei großen Indizes MSCI World, S&P 500 und Nasdaq 100 im März ordentlich Federn lassen mussten, vor allem wegen der sehr hohen Gewichtung von Tech-Aktien, deren Kurse stark nachgaben, konnten die Wagner & Florack Unternehmerfonds dank starker Portfoliounternehmen aus dem Bereich der Consumer Staples diesen Abwärtstrend abfedern. 

Hier zeigen sich der Nutzen und Vorteil unserer Investmentstrategie: Wir investieren in vermeintlich „langweilige“ Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, die nicht nur in Rezessionen gutes Geld verdienen, sondern deren Aktienkurse auch in turbulenten Marktphasen vergleichsweise stabil bleiben. Für dieses Extra an Sicherheit verzichten wir gerne auf die Jagd nach „Kursraketen“.  

Fazit: Der Fels in der Brandung? Robuste Geschäftsmodelle!

Langfristigkeit schlägt kurzfristige Turbulenzen. Während große Indizes in der jüngsten Korrektur deutliche Rücksetzer hinnehmen mussten, bewährte sich unsere Strategie: Die Beteiligung an Unternehmen mit stabilen Erträgen und robusten Geschäftsmodellen. Dies ist keine neue Erkenntnis, wie die Corona-Baisse 2020 oder die Korrektur 2018 gezeigt haben, in denen der Unternehmerfonds im Vergleich zu den gängigen Indizes deutlich weniger nachgab.

Neben Schönwetterphasen gehören auch erhöhte Volatilität, Korrekturen und Baissen zum langfristigen Investieren dazu. Mit Qualität und Zeit werden wir auch zukünftig attraktive Wertentwicklungen in beiden Unternehmerfonds bei langfristig hoher Investitionssicherheit erzielen. Und das über alle Börsenzyklen hinweg.

Als besonderer Fels in der Brandung erweisen sich immer und auch jetzt besonders Portfoliounternehmen aus dem Bereich der wettbewerbsüberlegenen Consumer Staples.

Als alten Fußballern darf uns folgende Analogie erlaubt sein: Mit einer offensiven Aufstellung schießt man mitunter viele Tore. In „Schönwetterphasen“ mag die offensive Aufstellung vieler Indizesbeispielsweise die des MSCI World also viel Freude bereiten. Sind Investoren aber zu offensiv aufgestellt bzw. dreht jedoch einmal der Wind in der Wirtschaft und an der Börse, kassieren sie auch schnell viele Gegentore. Als Langfristinvestor verdienen wir mit unseren verlässlichen und „langweiligen Defensiv-Spielern sehr gut, da die Cash Flows dieser „Verteidiger besonders gut planbar sind.

Entscheidend für den Investitionserfolg bleibt eine durchdachte, werthaltige Strategie, oder um es mit den Worten der US-Football-Legende Paul Bryant zu sagen: „Offense sells tickets. Defense wins championships.“

In diesem Sinne mit herzlichen Grüßen,

 

 

Bildhinweis:

Aufmacher: Shutterstock KI

Grafiken: Wagner & Florack