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Novo-Nordisk vs. Visa: Pharmariese gegen Zahlungsgigant

25.07.2025

Ob Medikamente oder Bezahldienste: Beide werden täglich millionenfach genutzt. Novo Nordisk und Visa profitieren davon – beide sind global erfolgreich und hochprofitabel. Doch wer unternehmerisch denkt, erkennt fundamentale Unterschiede, wenn er, wie wir es hier tun, hinter die Zahlen und ins Geschäftsmodell blickt.

  • Novo-Nordisk: Pharmariese mit hohen Margen, aber auch beachtlichem Risiko.

  • Visa: Profiteur des globalen Zahlungswachstums mit hohem Cash Flow-Wachstum

  • Unser Fokus: robustes Geschäftsmodell und planbare Wertschöpfung

Die Suche nach der echten, robusten Gewinnmaschine

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Investoren,

Als unternehmerisch denkende Investoren suchen wir gezielt nach Unternehmen, die über robuste, skalierbare Geschäftsmodelle mit soliden Bilanzen und verlässlichen Cash Flows  verfügen. Zwei Weltkonzerne, die häufig als Paradebeispiele gelten, sind Novo Nordisk und Visa. Beide sind wachstumsstark und extrem profitabel, viele Investoren finden diese Unternehmen attraktiv. Doch während Visa zu unseren Portfoliounternehmen im Wagner & Florack Unternehmerfonds und Wagner & Florack Unternehmerfonds flex zählt, ist Novo-Nordisk dort nicht vertreten. Nicht so sehr der Blick in die Bilanz lässt uns Abstand nehmen, vielmehr ist es das Geschäftsmodell, das uns trotz aller Erfolgsmeldungen etwa bei den Abnehmspritzen von einem Investment in Novo-Nordisk abhält.

Novo Nordisk: Starkes Unternehmen, schwankendes Umfeld

Das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk dominiert mit Medikamenten wie Ozempic und Wegovy den Markt für Diabetes- und Adipositas-Therapien. Eine Zeit lang waren die Dänen sogar das wertvollste europäische Unternehmen an der Börse. Und tatsächlich nötigen die unternehmerisch relevanten Kennzahlen Finanzkennzahlen Respekt ab: hohe operative Margen, starke Cash Flows, stabile Bilanz (siehe Unsere Analyse). Aber seit dem Rekordhoch im Juni 2024 ist der Kurs der Aktie um mehr als 50 % gefallen, der CEO trat daraufhin zurück. Für den Chor der Analysten ist damit die Sache schon wieder einmal sonnenklar: Kaufen, heißt es zuletzt immer häufiger, da die Aktie nun wieder fair bewertet sei.

Doch so eindeutig wie das Analystenurteil klingt, ist die Sache aus unserer Sicht eben nicht. Denn Novo Nordisk ist und bleibt – selbst als hervorragendes Unternehmen – Teil einer Branche, die mit vielen fundamentalen Risiken behaftet ist, die wir als langfristig orientierter Investor gerne vermeiden. Nicht wegen mangelnder Größe, Wachstumsraten oder  Relevanz – sondern wegen der inhärenten Branchenrisiken. Wir sprechen deshalb auch gerne von der „Pharma-Lotterie“. Die Novo-Nordisk-Aktie lieferte in den vergangenen zwölf Monaten selbst das beste Beispiel für diese ganz besondere „Risikostruktur“: Im Juni 2024 war Novo-Nordisk noch das wertvollste europäische Unternehmen an der Börse. Allerdings traten seitdem Konkurrenten in den Markt mit Abnehmspritzen ein, allen voran Eli Lilly, der große Wettbewerber aus den USA. Zudem lieferten Studien mit neuen Abnehm-Wirkstoffen von Novo-Nordisk nicht die von vielen Analysten erhofften Ergebnisse; der Kurs der Aktie fiel entsprechend.

Das Liniendigramm zeigt den Aktienkurs von Novo Nordisk 2008 bis 2023. Die Linie verzeichnet einen Aufwärtstrend bis Mitte 2023 und sinkt dann ab.
Bei Diabetes einer der Innovationsführer

Novo Nordisk zählt im Bereich Diabetes zur absoluten Technologie- und Innovationsspitze der Pharma-Branche. Einen Volltreffer landeten die Dänen mit der Entwicklung und Zulassung der sog. GLP-1-Rezeptoragonisten Liraglutid und Semaglutid (Liraglutid muss täglich, Semaglutid wöchentlich verabreicht werden), die die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nachahmen. GLP-1 reguliert nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern beeinflusst darüber hinaus auch das Sättigungsgefühl. Es war für Novo Nordisk wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl, als die Wirkstoffe neben der Indikation Diabetes auch gegen Adipositas zugelassen wurden.

Von Fähnchen im Wind und „Kursfahnenstangen“

Wer an der Börse „sein Fähnchen“ nach den neuesten Trends in den Wind hängt, investiert oft zur Unzeit – dann, wenn die fundamentale Entwicklung schon längst in Bewertungen eingepreist ist, aber die Analysten noch „Kursfantasie“ haben und der nächste Rückschlag vermutlich nicht mehr weit ist. Ob Abnehmspritzen, KI-Chips oder Rüstungsgüter: Die Analysten- und Marktlieblinge wechseln – wer erinnert sich noch an E-Trucks oder Veggie-Food? –, die Mechanik bleibt gleich. Es bilden sich Kursfahnenstangen auf dem Aktienchart, also fast senkrechte Rallyes auf euphorischer Nachrichtenbasis – und stürzen dann, sobald die Realität nicht mehr mit dem Hype mithält, nahezu ebenso steil in die Tiefe.

Dieselben Analysten, die mit schöner Regelmäßigkeit eine Aktie fantasiereich in die Höhe analysiert haben, zeigen sich dann mit ebenso schöner Regelmäßigkeit plötzlich „enttäuscht“, weil das Wachstum „nur“ 20 % beträgt. Das Ergebnis: Viele Investoren steigen zu spät, nahe des Rallye-Gipfels, ein und nehmen den Absturz dann voll mit – bei Novo Nordisk ging es so fast 60 % bergab (siehe Chart).

Dabei liegt das Problem bei Novo-Nordisk nicht im Unternehmen, sondern im der Preis der Aktie. Novo Nordisk bleibt stark, aber wurde während der zurückliegenden Gierphase absurd überbewertet. Die Umsätze der Rüstungsfirmen wachsen rasant, das Geschäft ist aber kapitalintensiv und margenschwach. Im Ergebnis wachsen die Gewinne nicht oder nur kaum. Der nächste Trend zeichnet sich schon ab: „Clean Freedom Techs“ und Minen für Seltene Erden. Die Storys sind heiß, der Kapitalbedarf hoch. Das Ergebnis: Viele dieser
Unternehmen verbrennen Geld – nicht nur das eigene, sondern auch das der Investoren.

Wer also seine Investment-Fahne nicht nach der neuesten „Wettervorhersage“ aus der Analystenstube ausrichtet, sondern lieber in Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, gesunden Bilanzen und planbaren Cashflows investiert, hat langfristig die besseren Karten.

Nicht alles, was an der Börse steigt, ist investierbar. Und nicht alles, was an der Börse fällt, ist günstig.

Bei Diabetes einer der Innovationsführer

Novo Nordisk zählt im Bereich Diabetes zur absoluten Technologie-und Innovationsspitze der Pharma-Branche. Einen Volltreffer landeten die Dänen mit der Entwicklung und  Zulassung der sog. GLP-1-Rezeptoragonisten Liraglutid und Semaglutid (Liraglutid muss täglich, Semaglutid wöchentlich verabreicht werden), die die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nachahmen. GLP-1 reguliert nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern beeinflusst darüber hinaus auch das Sättigungsgefühl. Es war für Novo Nordisk wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl, als die Wirkstoffe neben der Indikation Diabetes auch gegen Adipositas zugelassen wurden.

Erfolg zieht auch Wettbewerber an

Doch Novo Nordisk ist nicht allein auf weiter Flur; die Dänen müssen sich den Jackpot teilen, allen voran mit dem schärfsten Rivalen Eli Lilly, und zunehmend auch mit weiteren  Nachzüglern, die mit Macht auf diesen Zig-Milliarden großen Markt drängen. Gleichzeitig wetteifern die Unternehmen darin, die Zulassung der GLP-1-Präparate auch bei anderen weit verbreiteten Volkskrankheiten wie z.B. Herz-Kreislauf-Problemen zu erwirken, um so den nächsten Jackpot zu knacken.

Risiken und Nebenwirkungen

Die Forschung an neuen Wirkstoffen und die Entwicklung neuer Medikamente ist teuer und zeitintensiv. Weltweit investierten beispielsweise die 15 größten Pharmaunternehmen laut Iqvia-Report von 2024 161 Mrd. US-Dollar in F&E. Die Erfolgsquote ist dabei extrem gering: 90 % aller neu entwickelten Wirkstoffmoleküle schafften es nicht von der Studie zur Marktreife. Große Hoffnungen ruhen hier auf KI, die die Pharmaforschung insgesamt revolutionieren und die Trefferwahrscheinlichkeit bei der Wirtstoffsuche erhöhen dürfte. Welche Pharma-Player davon letztlich profitieren, ist noch völlig unklar. Unser Portfoliounternehmen Alphabet ist hier mit seiner Tochtergesellschaft Isomorphic Labs jedoch technologisch in der Pole Position.

Die Patente für neue Medikamente sind zeitlich begrenzt, und damit der Zeitraum
für den exklusiven, margenstarken Verkauf. Läuft der Patentschutz aus, können Generika-Hersteller mit wesentlich geringeren Kosten den Markt mit wirkstoffgleichen Präparaten bedienen. Umsatz- und Margenverluste sind die Folge. Die Pharma-Unternehmen stehen unter ständigem Druck, die Produktpipeline mit neuen, erfolgreichen Wirkstoffen zu füllen.

Schwerwiegende Nebenwirkungen von Medikamenten treten oft erst lange nach der Markteinführung zu Tage, wenn Millionen Patienten damit behandelt wurden. Dies kann zu Reputationsschäden, Produkthaftungsklagen und Entschädigungszahlungen führen, die sogar die Gewinne aus dem ursprünglichen Verkauf des Medikaments übersteigen können.

Der Pharmamarkt zählt zu den weltweit am stärksten regulierten Branchen. Regierungen und Gesundheitsbehörden können Preisobergrenzen – wie dies jüngst US-Präsident Trump androhte – festlegen oder etwa die Kostenübernahme durch Krankenkassen regulieren. Dies schränkt die Preissetzungsmacht der Pharmaunternehmen stark ein.

Pharmafirmen sind stark abhängig von Forschungsergebnissen, klinischen Studienerfolgen, Patentzyklen und regulatorischen Entscheidungen. Mithin externe Faktoren oder Rahmenbedingungen, die selbst ein hervorragend geführtes Pharmaunternehmen nur sehr begrenzt steuern kann. Für außenstehende Investoren ist es noch schwieriger, diese Faktoren sauber zu analysieren. Für uns sind diese Risiken unkalkulierbar, sodass die Pharma-Branche zu unseren Investment-No-Gos zählt.

Kostspielige Forschung mit ungewissem Ausgang

Aber: So innovativ und produktiv die Forschungslabore von Novo Nordisk zweifelsohne sind, sie verschlingen viel Geld, sehr viel Geld. Im Wettrennen um die Marktführerschaft bei den GLP-1-Medikamenten steckte Novo Nordisk im Geschäftsjahr 2024 fast 17 % seines Jahresumsatzes oder über 6 Mrd. Euro in seinen Forschungsapparat, ein Anstieg um 50 % im Vergleich zum Vorjahr und eine Verdopplung gegenüber dem Jahr 2022. Aber auch mit noch so viel Geld lässt sich das für forschende Pharmaunternehmen potenziell existenzgefährdende Risiko von Fehlschlägen nie vollends eliminieren.

Die Unternehmen sind dazu „verdammt“, dass ihre F&E-Pipelines immer und immer wieder neue Kassenschlager hervorbringen oder notfalls durch meist teure Übernahmen aufgefüllt werden. Für uns sind solche Elementarrisiken in den Unternehmerfonds ein zu heißes Eisen, denn die oberste Priorität unserer Investmentstrategie liegt auf der substanziellen Investitionssicherheit. So eindrucksvoll die Erfolgsgeschichte von Novo Nordisk über Jahrzehnte hinweg somit auch sein mag, das unternehmerische Elementarrisiko ist uns einfach zu groß.

Der Umsatz fließt, die Skalierung läuft, aber …

Dabei laufen die Geschäfte aktuell prächtig. Im letzten Geschäftsjahr wuchs der Umsatz organisch um 26 %, auf dem wichtigen US-Markt sogar um 30 %. Der überragende Wachstumsmotor ist ganz klar das Adipositas-Geschäft (Wegovy), dessen Umsatz um 57 % explodierte (Nordamerika: +45 %, International: +107 %).

Die Skalierung des Geschäfts läuft somit auf Hochtouren. In nur drei Jahren konnte die Zahl der versorgten Patienten von rund 4 auf 12 Millionen verdreifacht werden. Gemessen am Volumen ist Novo Nordisk damit aktuell mit 63 % Marktführer vor Eli Lilly mit 34 %. In Stein gemeißelt ist das freilich nicht, denn das Wettbewerbsumfeld ist hoch dynamisch. Auch beim klassischen Diabetes-Geschäft (Ozempic) ist das Wachstum dank GLP-1 mit +22 % beachtlich. Wären da nicht die Engpässe bei den Kapazitäten, könnte das Wachstum aufgrund der stürmischen Nachfrage sogar noch dynamischer sein.

… der Kapazitätsausbau ist kostenintensiv

Hier zeigt sich jedoch die Kehrseite der fulminanten Nachfrageexplosion. Um die Nachfrage in Umsatz umzumünzen, müssen neben dem Ausbau des Vertriebsapparats (2024: 21 % vom Umsatz) vor allem die Produktionskapazitäten schnellstmöglich hochgefahren werden. Wer hier hinterherhinkt, riskiert im Wettrennen um das größte Stück vom Kuchen Marktanteile und somit wertvolles Umsatz- und Gewinnpotenzial zur Monetarisierung der enormen F&E-Aufwendungen, zumal die Kassenschlager-Medikamente auch die Kosten aller fehlgeschlagenen Kandidaten verdienen müssen. Zeit ist Geld – hier zeigt es sich im wahrsten Sinne des Wortes, zumal der Patentschutz auch immer nur für einige Jahre gilt.

Bahnbrechende Produktinnovationen gehen daher typischerweise mit einem gewaltigen sprungfixen Capex einher. So auch bei den GLP-1-Mitteln, wo Novo Nordisk allein seit 2021 über 17 Mrd. Euro in den Aufbau neuer Produktionsstätten gesteckt hat. Und durch die Übernahme des Auftragsfertigers Catalent (durch die Novo Nordisk-Dachgesellschaft Novo Holdings) im Dezember 2024 kamen auf einen Schlag noch einmal drei weitere Anlagen hinzu; aktuell sind es insgesamt 14. Forschungserfolge können also substanzielle Folgekosten nach sich ziehen, die den Unternehmensgewinn signifikant einbremsen.

Die Tabelle zeigt die unternehmerischen Kennzahlen von Novo-Nordisk im Jahr 2024.

Das zeigt sich auch bei Novo Nordisk, deren Free Cash Flow im letzten Jahr durch die Capex-Explosion und den Zukauf der Catalent-Werke sogar ins Minus rutschte, nachdem in den Vorjahren Free Cash Flow-Margen von 30 % und mehr an der Tagesordnung waren. In diesen Bereich kann Novo Nordisk auch wieder vorstoßen, wenn der Capexbedarf wieder abnimmt. Um die Kapazitäten und die globale Lieferkette weiter hochzufahren, wird er im laufenden Geschäftsjahr 2025 aber erst noch einmal signifikant ansteigen auf 65 Mrd. DKK (+38 %). Beim Umsatz rechnet Novo Nordisk dieses Jahr mit einem organischen Wachstum von 16 % bis 24 %, getrieben durch das Wachstum der GLP-1-Behandlungen mit Ozempic und Wegovy, wobei Novo Nordisk auf die zunehmende Wettbewerbsintensität und den anhaltenden Preisdruck bei Diabetes und Adipositas verweist.

Der Free Cash Flow wird zwischen 75 und 85 Mrd. DKK erwartet, was einer Free Cash Flow-Marge deutlich jenseits von 20% entspräche. Ganz so viel schafft unser Portfoliounternehmen Procter & Gamble zwar nicht, aber dafür ist dessen Geschäftsmodell frei von existenzgefährdenden Elementarrisiken, wie sie für Pharmaunternehmen – insbesondere solche mit begrenztem Produktportfolio – charakteristisch sind. Und andere Portfolio­firmen von Alphabet über Hermès bis hin zu Rational erzielen ähnlich hohe oder höhere Free-Cash-Flow-Margen als Novo Nordisk und dies bei deutlich geringeren Geschäftsmodellrisiken.

Meilenstein der Medizingeschichte

Es war eine der bahnbrechenden Innovationen der Medizingeschichte: Im Jahr 1922 wurde dem 13-jährigen Diabetespatienten Leonard Thompson die erste Spritze mit tierischem Insulin verabreicht. Bis dahin bedeutete die Diagnose Diabetes ein nahezu sicheres Todesurteil für die Betroffenen und wurde durch eine stark kohlenhydratreduzierte Ernährung („Hungertherapie“) behandelt. Der medizinische Grundstein für die innovative Behandlung der tödlichen „Zuckerkrankheit“ wurde kurz zuvor im Jahr 1921 gelegt, als es Frederick Banting und Charles Best im kanadischen Toronto erstmals gelang, Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden zu isolieren.

Die von Novo Nordisk bzw. die beiden bis zur Fusion 1989 heftig rivalisierenden Unternehmen Novo und Nordisk maßgeblich vorangetriebene Kommerzialisierung hatte einen sprunghaften Anstieg der Lebenserwartung zur Folge. Ein weiterer Meilenstein war im Jahr 1982 das sog. Humaninsulin, d.h. die gentechnische Herstellung von Insulin, das dem des menschlichen Körpers entspricht.

Visa: Skalenweltmeister bei der Zahlungsinfrastruktur

Kommen wir zu einer Gewinnmaschine, die zu den profitabelsten der Welt überhaupt gehört, bei vergleichsweise geringen Geschäftsmodellrisiken: Visa. Als führender Anbieter im digitalen Zahlungsverkehr betreibt Visa mit VisaNet das größte IT-Netzwerk der Branche. In mehr als 200 Ländern und 160 Währungen wickelt Visa Zahlungen zwischen Verbrauchern, Händlern und Banken ab – ohne selbst Kredite zu vergeben oder Karten auszustellen, und bleibt dabei häufig „unter dem Radar“ der Marktauguren. Vielleicht deshalb unterschätzen „Marktteilnehmer“ die technologische Vorreiterrolle von Visa im globalen Zahlungsverkehr.

Visa ist ein echtes Tech-Unternehmern

Nur wenigen ist bewusst, dass Visa ein echtes Tech-Unternehmen und eine Silicon-Valley-Firma ist, mit Sitz in der Bay Area. Erst durch moderne Technologie konnten die Prozesse der Zahlungsautorisierung und -abwicklung automatisiert werden, was die Voraussetzung für dieses globale Netzwerk schuf. Bis heute setzt Visa modernste Technologien ein, etwa für Echtzeit-Zahlungen via Visa Direct, und nutzt Künstliche Intelligenz, schon lange bevor Künstliche Intelligenz durch ChatGPT zum globalen Megathema wurde.

Visa ist ein „unsichtbarer“ Anbieter von Zahlungsinfrastruktur, der Tag für Tag unaufgeregt Gewinne liefert – langweilig? ja. Und dazu noch extrem profitabel. Aber genau das suchen wir.

Dr. Dirk Schmitt, Portfoliomanager
Kurzum: Visa ist der Skalenweltmeister!

Dennoch hört man oft den Einwand, der Wachstumspfad von Visa werde sich zukünftig doch bestimmt abflachen. Schließlich könne der eCommerce nicht dauerhaft so stürmisch wachsen wie bisher. Weit gefehlt. Das Consumer Payments-Geschäft, also das klassische Bezahlgeschäft mit physischen und virtuellen Kredit- und Debitkarten am Point of Sale (PoS) entweder im stationären oder virtuellen Laden, wächst in der Regel im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich.

Weil Visa als innovationsstarker Weltmarktführer für Zahlungsabwicklungen jedweder Art – z.B. auch bei der Bezahlung von Mieten oder Gehältern – extrem attraktiv ist, kommen weiter immer mehr neue Partner auf der Plattform hinzu, die Visa schlagartig den Zugang zu zig Millionen Kunden eröffnen können – gerade in den Schwellenländern. Hier bewahrheitet sich die alte Weisheit der Netzwerk-Ökonomie „The winner takes it all“.

Netzwerke: Die letzte Meile ist am teuersten – für die anderen

Märkte mit starken Netzwerkeffekten folgen eigenen ökonomischen Regeln. Hohe, beinahe unüberwindbare Markteintrittsbarrieren entstehen durch die prohibitiven Kosten, die der Aufbau eines konkurrierenden Netzwerks verursachen würde. Hier gilt: „The Winner takes it all“. Kein Wunder also, dass Visa als Margen-König weltweit mit verlässlich hoher Profitabilität glänzt, von der andere Firmen – geschäftsmodellbedingt – nur träumen können.

Visa vermeidet die hohen Kosten der letzten Meile, die für netzgebundene Märkte charakteristisch sind, und erzielt so quasi automatisch die höchsten Margen. Telekomfirmen müssen auf der letzten Meile enorm viel investieren, um Hausanschlüsse zu erstellen. Logistikunternehmen lassen auf den letzten Meter teure Zustellfahrzeuge fahren. Und Onlinehändler wie Amazon müssen massiv in Werbung investieren, um die potenziellen Käufer zu locken.

Diese kostspielige letzte Meile überlässt Visa lieber den Banken und Netzwerkpartnern, die quasi als Vertriebsarm fungieren und Visa das Geschäft bringen, wofür sie natürlich auch etwas bekommen. Das Netzwerk hat sich über Jahre zu einem globalen Hightech-Ökosystem entwickelt. Im Gegensatz zu American Express verfolgt Visa eine offene Netzwerk bzw. Partnerstrategie. Ein zentraler Grund, der bei Visa langfristig zu stärkerem Wachstum, noch höheren Skaleneffekten und noch mehr Unternehmensgewinn führt.

Umsatz wächst schneller als die Zahl der Konten

So schloss Visa jüngst Partnerschaften mit Adani One und der ICICI Bank, mit denen das Unternehmen die erste co-branded Kreditkarte Indiens herausgibt. Diese Kooperationen öffnen Visa auf einen Schlag die Türen zu 400 Millionen Kunden auf der Adani One-Plattform. Der Umsatz wächst schneller als die Kartenzahl, da immer mehr Transaktionen per Karte bezahlt werden – das Bezahlen am PoS mit „Tap to Pay“ oder Visa Direct in Echtzeit wird immer bequemer und schneller. Vor allem in Schwellenländern mit niedriger Kartendurchdringung wie zum Beispiel Indien, Malaysia und Indonesien schreitet die Substituierung von Barzahlungen durch Instant Payment zügig voran. In Indien
soll deren Anteil an den Konsumausgaben bis 2028 von heute 23 % auf 10 % zurückgehen, so McKinsey, ein Beratungsunternehmen, in seinem Bericht „Global payments in 2024“. Trotz des Trends zum elektronischen und mobilen Bezahlen werden nach Angaben von McKinsey aber immer noch Transaktionen im Umfang von 26 Billionen US-Dollar bar bezahlt.

Viel Potenzial also, um Bartransaktionen durch Karte oder Smartphone zu ersetzen. So lohnt sich für Visa wegen der gewaltigen Größen- und Netzwerkvorteile mittlerweile selbst die Abwicklung von Kleinstbeträgen wie zum Beispiel U-Bahn-Tickets. Im Bereich Consumer Payments ist Visa also noch lange nicht am Ende des Wachstums angekommen. Aufgrund der skaleneffektbedingt phänomenalen Margen kann Visa außerdem sehr leicht finanzielle Anreize für Plattformpartner und Großkunden setzen, um die Substitution barer Bezahltransaktionen durch digitale zu fördern.

Liniendiagramm des Visa-Aktienkurses 2008 bis 2023. Die Linie verzeichnet einen Aufwärtstrend, mit Schwankungen.

Fintechs mit ihren digitalen Wallets, u.a. für Kryptowährungen. Das Netzwerk wächst rasant. Heute zirkulieren rund 4,5 Milliarden Karten (Kredit und Debit, physisch und virtuell) in etwa 200 Ländern. Diese Karten ermöglichen fast 300 Milliarden Transaktionen im Wert von 15.500 Milliarden US-Dollar. Selbst Facebook, das größte soziale Netzwerk, hat „nur“ rund drei Milliarden aktive Nutzer pro Monat. Visa ist somit tatsächlich das größte Netzwerk der Welt.

Skaleneffekte und minimale Kosten

Hohe Markteintrittsbarrieren und geringe Grenzkosten machen Visa zum Meister der Skalierung. Die kostenintensive „letzte Meile“ – etwa Werbung oder Vertrieb – überlassen sie ihren Partnern, was die Margen weiter verbessert. Neue Kooperationen, etwa mit der indischen Adani One, erschließen Millionen neuer Kunden – mit einem einzigen  Vertragsabschluss.

Die Tabelle zeigt die unternehmerischen Kennzahlen von Visa im Jahr 2024.

Auch abseits klassischer Kartenzahlungen wächst Visa: Mit Visa Direct ermöglicht das Unternehmen Echtzeit-Überweisungen, P2P-Zahlungen und staatliche Transfers. Value-Added-Services wie Betrugsprävention und Datenanalyse wachsen organisch mit über 20 % und tragen bereits ein Viertel zum Umsatz bei.

Doch es gibt auch skeptische Stimmen. So kritisieren beispielsweise Verbraucherschützer, Regulierer und Einzelhändler wie Walmart das Gebührensystem von Visa als zu teuer. Um diese Gebühren künftig zu vermeiden, experimentieren große US-Einzelhändler und Reiseportale mit eigenen, an den US-Dollar gebundenen Kryptowährungen, sog. Stablecoins. Wenn sich diese Lösung durchsetzt, so die Befürchtung vieler Analysten, könnte dies das Gebührenmodell von Visa ins Wanken bringen.

Ein Unternehmen der Superlative

Als Weltmarktführer im E-Payment, einem der globalen Top-Wachstumstrends, wird Visa seine exzellente Marktposition weiter ausbauen. Durch die Erschließung zusätzlicher Wachstumsquellen abseits des reinen Zahlungsgeschäfts wird Visa die Reichweite seines Netzwerks und den Burggraben um sein Geschäftsmodell weiter stärken.

Visa wird sehr gut und umsichtig geführt, zeigt eine hohe Veränderungsbereitschaft und verfügt über eine hohe Veränderungsfähigkeit aufgrund des dauerhaft niedrigen Kapitalbedarfs. Als echte Technologie- und Innovationsmaschine ist Visa bei neuen Bezahlmethoden wie E-Commerce, Echtzeit, B2B und P2P noch dominanter als bei der traditionellen Bezahlung per physischer Kreditkarte.

Die langfristige Visa-Strategie basiert im Kern auf einer extrem gut skalierbaren, offenen Netzwerk- und Partnerstrategie, die es ermöglicht, neues Geschäft schnell und kostengünstig in das Ökosystem von Visa zu integrieren.

Fazit: Bei Novo-Nordisk ist die Story ein Erfolg, bei Visa ist die Bilanz ein Erfolg

Visa steht für ein kapitalleichtes, hochskalierbares Geschäftsmodell mit stabilen Cashflows und tiefen Burggräben. Das Unternehmen profitiert von echten globalen Megatrends und liefert berechenbare, margenstarke Wertschöpfung.

Novo Nordisk schrieb mit seiner „Abnehmspritze“ eine beeindruckende Erfolgsstory in der Pharmaindustrie. Doch die Branchenrisiken bleiben – und damit die Schwächen im Geschäftsmodell, die wir als langfristige Investoren vermeiden wollen. Visa hingegen ist ein „unsichtbarer“ Anbieter von Zahlungsinfrastruktur, der Tag für Tag unaufgeregt Gewinne liefert – langweilig? ja. Und dazu noch extrem profitabel. Aber genau das suchen wir.

 In diesem Sinne liebe Grüße,

Auf dem Bild sind die Unterschriften von den Fondsmangern Dominikus Wagner und Dr. Dirk Schmitt zu sehen.

Lesen Sie hier den Investorenbrief Juli 2025

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